Koalition einigt sich beim Thema Wehrdienst

Berlin. Nach wochenlangem Streit hat sich die Koalition aus SPD und CDU/CSU auf eine Neuregelung des Wehrdienstes verständigt. Wie aus Koalitionskreisen verlautete, soll es vorerst keine Wiedereinführung der Wehrpflicht geben – allerdings wird künftig jeder junge Mann eines Jahrgangs gemustert. Der Entwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll am 5. Dezember im Bundestag beschlossen und zum 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Ziel ist es, den freiwilligen Wehrdienst attraktiver zu machen und die Zahl der Rekruten für die Bundeswehr deutlich zu erhöhen. Sollte sich jedoch abzeichnen, dass die Personalziele nicht erreicht werden, kann der Bundestag die Wehrpflicht reaktivieren.

Damit endete ein monatelanger Konflikt innerhalb der Koalition. Pistorius setzte sich mit seiner Forderung durch, dass alle jungen Männer verpflichtend gemustert werden. Ein ursprünglich geplantes Losverfahren bleibt nur als Option, falls zu wenige Freiwillige gefunden werden.

Hintergrund ist der geplante Aufbau der Bundeswehr auf insgesamt 460.000 Soldatinnen, Soldaten und Reservisten bis Mitte der 2030er Jahre – ein NATO-Ziel, das mit Blick auf die russische Bedrohung erreicht werden soll. Derzeit umfasst die Truppe rund 180.000 aktive Soldaten.

Die Union zeigt sich unzufrieden mit dem Kompromiss. CSU-Chef Markus Söder forderte erneut eine sofortige Rückkehr zur Wehrpflicht: „Freiwilligkeit allein reicht nicht mehr aus.“ Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach sich für eine allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen aus, die auch soziale Dienste umfassen könnte.

Die SPD hingegen verteidigt den Kompromiss. Parteichef Lars Klingbeil betont, die junge Generation sei bereit, Verantwortung zu übernehmen – Freiwilligkeit sei deshalb der richtige Ansatz.

Ob die Personalziele ohne Pflichtdienst erreicht werden können, bleibt umstritten. Experten wie Bundeswehrverbandschef André Wüstner bezweifeln dies. Laut einer Studie der Universität Hamburg zeigten jedoch rund 19 Prozent der 18- bis 29-Jährigen Interesse an einem freiwilligen Grundwehrdienst – genug, um kurzfristig etwa 250.000 Freiwillige zu gewinnen.

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