Cleveland. In Zeiten digitaler Informationsflut wird es immer schwieriger, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden. Bill Lubinger, stellvertretender Vizepräsident für Medienarbeit an der Case Western Reserve University, warnt eindringlich vor den Risiken mangelnder Medienkompetenz – und sieht die Gesellschaft vor einem gefährlichen Abgrund.
„Wenn die Öffentlichkeit nicht lernt, Informationen kritisch zu hinterfragen und Quellen zu prüfen, ist das ein Sprungbrett für Manipulation und Desinformation“, sagt Lubinger. Medien- und Informationskompetenz sei deshalb heute essenziell für eine freie, informierte und funktionierende Gesellschaft. Doch genau diese Kompetenz zu erwerben, werde zunehmend komplizierter.
Misstrauen bei Superlativen und anonymen Quellen
Besonders skeptisch sollten Nutzer laut Lubinger bei reißerischen Schlagwörtern wie „beispiellos“, „erstmals“ oder „größte“ sein. Solche Superlative seien oft ein Signal für Übertreibungen oder Manipulation. Auch der Umgang mit anonymen Quellen erfordere Vorsicht: „Professionelle Journalisten sollten Anonymität nur in Ausnahmefällen und mit triftigen Gründen zulassen“, so der Medienprofi.
Der beste Schutz gegen Fake News? Eine vielfältige Mediennutzung und gründliche Recherche. Nutzer sollten nicht bei der Überschrift stehen bleiben, sondern tiefer graben – und hinterfragen, ob Berichte objektiv, fair und frei von finanziellen oder politischen Interessen sind.
KI als zweischneidiges Schwert
Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz verstärkt das Problem zusätzlich. „KI hat ein enormes Potenzial – kann aber in falschen Händen enorme Schäden anrichten“, warnt Lubinger. Plattformen wie „Truth Social“, betrieben vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, setzen gezielt auf manipulative Inhalte, die einer politischen Agenda dienen.
Mit dem Siegeszug von KI wird es für die Öffentlichkeit immer schwerer, die Echtheit und Herkunft von Nachrichten zu überprüfen. Selbst etablierte Medienhäuser nutzen KI, ohne transparent zu machen, wie und in welchem Umfang – was das Misstrauen weiter anheizt.
Schrumpfende Medienlandschaft – schrumpfende Auswahl
Zudem schrumpft die Zahl traditioneller Medien. Weniger Anbieter bedeuten weniger Perspektiven und eine stärkere Konzentration von Macht und Einfluss. Diese Entwicklung macht es dem Publikum noch schwieriger, verlässliche Informationen zu erhalten.
Fazit: In einer Ära, in der Informationen allgegenwärtig sind, wächst die Verantwortung jedes Einzelnen. Nur wer Medienkompetenz ernst nimmt und lernt, Nachrichtenquellen kritisch zu bewerten, kann sich vor Desinformation schützen. Ohne diesen Schutz droht die Gesellschaft, in einem Meer aus Halbwahrheiten und Lügen zu ertrinken – mit gravierenden Folgen für Demokratie und Zusammenleben.