Ein unachtsamer Moment in der Küche, eine heiße Backform oder ein Ausrutscher im Garten – kleine Verletzungen passieren schnell. Doch wer weiß, wie man eine Wunde richtig versorgt, kann die Heilung beschleunigen und Infektionen vermeiden. Hautarzt Dr. Christoph Liebich aus München erklärt, worauf es bei der Wundpflege ankommt – und wann medizinische Hilfe notwendig ist.
Leichte Schnitt-, Schürf- oder Brandwunden können in der Regel zu Hause behandelt werden. Wichtig ist, die Wunde zunächst gründlich zu reinigen, um Schmutz und Keime zu entfernen. Kaltes, klares Wasser reicht dafür meist aus. „Kälte hilft nicht nur beim Reinigen, sie stillt auch Blutungen und lindert Schmerzen“, so Liebich. Danach sollte die Verletzung mit einem Wunddesinfektionsspray behandelt werden, um Infektionen zu verhindern.
Doch nicht jede Verletzung ist harmlos. Tiefe, stark blutende oder großflächige Wunden, ebenso wie Verbrennungen zweiten Grades, gehören in ärztliche Hände. Das gilt auch für Verletzungen im Bereich der Augen, der Genitalien oder bei Tierbissen. In diesen Fällen sei es wichtig, den Tetanusschutz zu überprüfen – eine Auffrischungsimpfung könne lebenswichtig sein.

Eine häufig unterschätzte Gefahr sind Wundinfektionen. Wenn die Verletzung pocht, anschwillt, gerötet ist oder Eiter absondert, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. „Eine unbehandelte Infektion kann sich im schlimmsten Fall zu einer Sepsis, also einer Blutvergiftung, entwickeln“, warnt Liebich.
Für den Schutz und die Heilung kleinerer Wunden sind Pflaster unerlässlich. Sie schützen die Haut vor Schmutz, Reibung und Sonneneinstrahlung. Zusätzlich verhindern sie, dass heilungsfördernde Wundsalben abgerieben werden. Liebich empfiehlt, Pflaster täglich zu wechseln und die Wunde dabei erneut zu desinfizieren. Brandblasen sollten dagegen niemals aufgestochen werden, da sie einen natürlichen Schutzfilm bilden.
Auch Sprühpflaster sind eine Option – besonders an Körperstellen, an denen herkömmliche Pflaster schlecht haften. Sie bilden eine flexible Schutzschicht, sind aber nur geeignet, wenn die Wunde nicht mehr blutet oder nässt. Vor der Anwendung sollte das Produkt an gesunder Haut getestet werden, um allergische Reaktionen auszuschließen. Bei Verbrennungen sind Sprühpflaster ungeeignet.
Wer unschöne Narben vermeiden will, sollte der Wunde ausreichend Zeit geben, um unter einem feuchten Pflaster zu heilen. Wird der Schorf zu früh abgerissen, kann die Haut erneut aufreißen. Nach dem Abfallen des Wundschorfs empfiehlt der Hautarzt, die neue Haut weiter zu pflegen und vor Sonne zu schützen. „Wie eine Wunde verheilt, hängt auch von der genetischen Veranlagung ab – doch wer sie ruhig und feucht hält, reduziert das Narbenrisiko erheblich“, erklärt Liebich.
Kleine Wunden sind meist harmlos – aber sie verdienen Aufmerksamkeit. Denn wer sie richtig behandelt, schützt sich vor Entzündungen, Schmerzen und bleibenden Hautschäden.


