NATO-Großmanöver „BALTROPS“ startet erstmals in Rostock

Foto: NATO

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Rostock. Die Ostsee steht in diesen Tagen im Zeichen eines der größten NATO-Manöver des Jahres: „Baltops 2025“ hat begonnen – erstmals mit Rostock als Ausgangspunkt. Rund 9.000 Soldatinnen und Soldaten aus 17 Nationen, mehr als 50 Kriegsschiffe und 25 Luftfahrzeuge nehmen bis Mitte Juni an der multinationalen Übung teil. Neben der reinen Einsatzübung geht es um weit mehr: Die NATO setzt mit dem Manöver ein klares Zeichen in Richtung Russland – Abschreckung und Verteidigungsbereitschaft stehen im Mittelpunkt.

Rostock als strategischer Knotenpunkt

Die Entscheidung, das Manöver in diesem Jahr von Rostock aus zu starten, ist bewusst gefallen. Seit Herbst 2024 ist in der Hafenstadt das neue NATO-Kommando „Task Force Baltic“ angesiedelt – ein Ausdruck der gestiegenen Bedeutung der deutschen Ostseeküste für das Verteidigungsbündnis. Ein Sprecher der Marine betonte, der Standort Rostock stehe symbolisch für Deutschlands gewachsene Verantwortung in der Region.

Militär trifft auf Freizeitschiffe

In den nächsten Tagen wird sich das Bild auf dem Wasser rund um Rostock stark verändern. Zwischen Segelbooten und Freizeitpaddlern werden schwer bewaffnete Kriegsschiffe kreuzen – darunter die US-amerikanische „USS Mount Whitney“ sowie deutsche Einheiten wie die Fregatte „Bayern“ und die Korvetten „Braunschweig“ und „Magdeburg“. Die Marine bittet eindringlich darum, ausreichend Abstand zu halten. Für Donnerstag ist eine gemeinsame Ausfahrt der Schiffe in Formation geplant – ein öffentlichkeitswirksamer Auftakt.

Realistische Gefechtsszenarien – von Landung bis U-Boot-Jagd

Die militärische Übung deckt ein breites Spektrum ab: Neben amphibischen Operationen – also Landungen unter Gefechtsbedingungen – liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der U-Boot-Abwehr. Diese gewinnt nicht zuletzt durch die Nähe russischer U-Boote an kritische Infrastruktur in der Ostsee wie Windparks und Datenkabel zunehmend an Bedeutung. Auch Minenräumung, Luftverteidigung und der Schutz vor Drohnenangriffen werden trainiert.

Parallelmanöver Russlands verschärfen die Lage

Dass Russland sein eigenes Ostsee-Manöver zeitlich vorgezogen hat und dies nun parallel zu Baltops durchführt, verschärft die angespannte sicherheitspolitische Lage weiter. In der vergangenen Woche wurde die deutsche Fregatte „Bayern“ über weite Strecken von einem russischen Zerstörer beobachtet. Gleichzeitig häufen sich Berichte über Sabotageversuche, Spionage, Drohnenflüge und Luftraumverletzungen in der Region. Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Inspekteur der Deutschen Marine, warnte im Interview mit dem NDR vor einer wachsenden Eskalationsgefahr: „Die Ostsee ist eine sicherheitspolitische Schlüsselregion geworden.“

Mehr als ein Manöver: Abschreckung als Botschaft

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine 2022 hat die jährliche Übung Baltops eine neue Dimension angenommen. Was einst als militärtechnisches Training begann, dient heute als klare Machtdemonstration. „Wir müssen entschlossen und verständlich reagieren – auch gegenüber Russland“, betonte Kaack. Das Ziel sei es, glaubhafte Abschreckung zu zeigen und die Einsatzbereitschaft unter realen Bedingungen zu erproben.

Finale zur Kieler Woche

Baltops endet traditionell mit der Einfahrt der Schiffe in Kiel – in diesem Jahr pünktlich zur Eröffnung der Kieler Woche am 20. Juni. Bis dahin bleibt die Ostsee ein Brennpunkt geopolitischer Spannungen – und ein Symbol für die Verteidigungsfähigkeit der NATO im Norden Europas.

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