Bürger erhalten Post vom „Gerichtsvollzieher“

Foto: pixabay.com/Peggy und Marco Lachmann-Anke

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Dortmund. Eine dreiste neue Betrugswelle sorgt derzeit bundesweit für Aufsehen: Kriminelle verschicken gefälschte Pfändungsbeschlüsse per DHL, um Verbraucher zu überrumpeln und zu schnellen Zahlungen zu drängen. Die Täter investieren gezielt in täuschend echte Dokumente und hochwertige Verpackungen – mit Erfolg. Die Masche wirkt so professionell, dass selbst erfahrene Bürger zunächst kaum einen Betrug vermuten.

Im Visier der Betrüger: gutgläubige Verbraucher, die durch offiziell wirkende Schreiben eingeschüchtert werden. Ein besonders aufsehenerregender Fall aus Bitterfeld zeigt, wie perfide die Täter vorgehen.

Paket vom „Gerichtsvollzieher“: Rentner entlarvt aufwendigen Betrug

Der 67-jährige Helmut Prausner erhielt zunächst eine vermeintliche DHL-Benachrichtigung über eine anstehende Zustellung. Am nächsten Morgen lag ein robuster Pappumschlag in seinem Briefkasten – Absender: angeblich ein Obergerichtsvollzieher. Das Schreiben, versehen mit Stempel, Siegel und seiner korrekten Bankverbindung, forderte rund 1.000 Euro wegen angeblicher Teilnahme an einer Telefon-Lotterie.

Doch der Rentner ließ sich nicht täuschen. Als ehemaliger Bankangestellter erkannte er mit kritischem Blick die typischen Merkmale eines Betrugs: eine ausländische IBAN, eine Mobilnummer statt einer Festnetzverbindung sowie Rechtschreibfehler in einem offiziellen Dokument. Sein Tipp: „Genau hinschauen – und sich nicht unter Druck setzen lassen.“

Polizei und Verbraucherschützer warnen vor wachsender Gefahr

Daniela Merke vom Gerichtsvollzieher-Verband Sachsen-Anhalt schlägt Alarm: „Die Fälschungen sind inzwischen extrem professionell.“ Auch die Verbraucherzentralen beobachten eine steigende Zahl solcher Betrugsversuche. Die Masche ist simpel: Zeitdruck, Einschüchterung und gezielte Manipulation führen dazu, dass Betroffene vorschnell zahlen – aus Angst vor Kontosperrung oder gerichtlichen Konsequenzen.
So erkennen Sie gefälschte Gerichtsvollzieher-Post:

Laut Verbraucherschutzexpertin Diana Rocke sollten Verbraucher bei vermeintlich amtlicher Post folgende Punkte prüfen:

Ruhig bleiben: Keine übereilten Zahlungen leisten

Absender überprüfen: Stimmen Name, Anschrift und Telefonnummer?

Telefonnummer selbst recherchieren: Nicht die im Brief angegebene Nummer nutzen

Örtliche Zuständigkeit prüfen: Gerichtsvollzieher arbeiten nur lokal

IBAN kontrollieren: Nur deutsche Behörden-Konten mit „DE“-IBAN akzeptieren

Rechtschreibung beachten: Tippfehler sind ein deutliches Warnsignal

Neue Qualität von Betrug – echte Post ersetzt dubiose E-Mails

Früher setzten Kriminelle auf Spam-Mails. Heute wählen sie bewusst den offiziellen Weg: teure Umschläge, DHL-Zustellung und Druck auf edlem Papier. Das Ziel: Seriosität vortäuschen und Druck erzeugen. Offenbar mit Erfolg – denn der Aufwand lohnt sich für die Täter.

Gesunder Zweifel schützt vor teurem Fehler

Die Empfehlung von Polizei und Verbraucherschutz lautet klar: Skepsis bewahren, keine Panik zulassen – und im Zweifel rechtlichen Rat einholen. Denn wer genau hinschaut, kann den Betrug entlarven, bevor es zu einem finanziellen Schaden kommt.

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