Berlin/Hamburg. Sicherheitsexperten und Branchenvertreter schlagen Alarm: Deutsche Seehäfen, zentrale Drehpunkte für militärische Nachschubtransporte an die NATO-Ostflanke, sind unzureichend gegen hybride Bedrohungen geschützt. Drohnenüberflüge, Sabotage und Cyberangriffe stellen ein zunehmendes Risiko dar – und das in Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen.
Deutsche Häfen besonders gefährdet
Laut dem Operationsplan Deutschland (OPLAN DEU) der Bundeswehr spielen Häfen wie Hamburg oder Wilhelmshaven im Ernstfall eine Schlüsselrolle für den Transport von Truppen und Gerät Richtung Baltikum. Doch wie sicher sind diese Einrichtungen im Krisenfall?
Maritime Sicherheitsexperte Moritz Brake warnt vor konkreten Szenarien: „Sprengstoff-Drohnen oder Bodenangriffe könnten die militärische Logistik lahmlegen. Die Technologien zum Schutz existieren – was fehlt, sind klare Zuständigkeiten und der politische Wille.“ Besonders kritisch: Hafenbetreiber erkennen zwar Drohnenüberflüge, dürfen aber kaum eingreifen. Brake fordert Befugnisse für Sicherheitsbehörden, verdächtige Drohnen schnell neutralisieren zu können.
Dringender Handlungsbedarf gefordert
Auch der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) sieht dringenden Handlungsbedarf. ZDS-Hauptgeschäftsführer Florian Keisinger verweist auf strukturelle Probleme: „Die Seehäfen sind dezentral organisiert – fünf Landesregierungen, viele Betreiber, aber kein abgestimmter Sicherheitsdialog mit dem Verteidigungsministerium.“
CDU-Politiker Christoph Ploß, neuer maritimer Koordinator der Bundesregierung, verspricht Besserung: „Wir werden die Seehäfen als kritische Infrastruktur deutlich stärken. Gerade Drohnenbedrohungen müssen konsequent adressiert werden.“
Die Zeit drängt – denn in einer militärischen Auseinandersetzung könnten deutsche Häfen zu den ersten Zielen eines Angreifers werden.