Social Web: 15 Prozent der Deutschen süchtig

Foto: pixabay.com/Thomas Ulrich

Foto: pixabay.com/Thomas Ulrich

München. Instagram, TikTok & Co. bestimmen zunehmend den Alltag vieler Menschen in Deutschland – mit teils alarmierenden Folgen. Eine aktuelle Studie der Hochschule Macromedia zeigt: Rund 15 Prozent der Bevölkerung zeigen deutliche Anzeichen einer Social-Media-Sucht. In den jüngeren Generationen liegt der Anteil sogar deutlich höher. Experten sprechen von einer unterschätzten Gefahr für Beruf, Studium und psychische Gesundheit.

Besonders betroffen sind Menschen der sogenannten Generation Z (Geborene zwischen ca. 1995 und 2010): In dieser Altersgruppe zeigen laut der Untersuchung 25 Prozent ein problematisches Nutzungsverhalten. Bei den Millennials (ca. 1980–1995) ist es sogar ein Prozentpunkt mehr. Selbst in der Generation X (ca. 1965–1980) liegt der Anteil mit zwölf Prozent noch zweistellig. Auch unter den Baby-Boomern bleibt das Phänomen nicht folgenlos: Fünf Prozent geben Hinweise auf suchtähnliche Nutzungsmuster.

Realitätsverleugnung trotz Dauer-Scrolling

Erstaunlich: Obwohl eine überwältigende Mehrheit der Berufstätigen und Studierenden – ganze 85 Prozent – soziale Netzwerke mehrmals täglich nutzt, sehen 60 Prozent keinerlei negativen Einfluss auf ihr Leben. Besonders ältere Nutzer aus Generation X und der Babyboomer-Generation schätzen Social Media als harmlos ein: Über zwei Drittel berichten von keinen erkennbaren Auswirkungen auf den Job.

In den jüngeren Generationen sieht das Bild jedoch anders aus. Unter Millennials spüren bereits 49 Prozent gelegentlich oder regelmäßig negative Effekte im Berufsleben. Bei der Gen Z sind es sogar 66 Prozent – sie geben an, dass soziale Medien zumindest zeitweise ihre Arbeit oder ihr Studium beeinträchtigen.

TikTok und Instagram führen die Sucht-Skala an

Besonders hohe Suchtgefahr geht laut Studie von TikTok und Instagram aus. Auf einer Skala von 0 („nie“) bis 100 („jedes Mal“) erreicht TikTok im Gesamtschnitt 58 Punkte – ein klarer Hinweis auf ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Instagram folgt mit 55 Punkten knapp dahinter. Damit liegen beide Plattformen deutlich über dem Durchschnittswert.

In der Gen Z klettern die Werte noch drastischer: TikTok erreicht hier einen Wert von 70 Punkten, Instagram 65. Ähnlich hoch fällt das Ergebnis bei den Millennials aus. In älteren Altersgruppen nimmt das Verlangen spürbar ab – doch ein Problem bleibt bestehen: Frauen hängen laut Studie deutlich häufiger in den Netzwerken fest als Männer.

Verharmloste Gefahr mit realen Folgen

Die Autoren der Studie sehen in den Ergebnissen ein ernstes Warnsignal – vor allem, weil viele Betroffene ihr eigenes Verhalten nicht kritisch hinterfragen. „Das Suchtpotenzial ist real – und es wirkt sich zunehmend auf das berufliche und soziale Leben aus“, warnen die Forscher. Während die Nutzung sozialer Medien oft als harmloser Zeitvertreib betrachtet werde, zeige sich bei genauem Hinsehen ein gefährlicher Mechanismus: Algorithmusgesteuerte Dopaminschübe, die das Verhalten dauerhaft verändern können.

Fazit: Social-Media-Sucht ist kein Randphänomen mehr. Besonders junge Frauen aus der Gen Z und Millennials sind gefährdet – und das mit realen Folgen für Beruf, Studium und Gesundheit. Die größte Gefahr: Die Abhängigkeit wird häufig gar nicht erst erkannt. Es braucht deshalb dringend mehr Aufklärung, digitale Resilienzbildung und einen bewussteren Umgang mit den Plattformen, die unseren Alltag zunehmend dominieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert