Satelliten dokumentieren Massentötungen in Al-Faschir

Foto: YouTube

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Al-Faschir. Die Gewalt im westlichen Sudan erreicht eine neue Dimension des Grauens. Eine Woche nach der Eroberung der Stadt Al-Faschir durch die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) mehren sich die Hinweise auf systematische Massenmorde an der Zivilbevölkerung. Neue Satellitenaufnahmen der US-Universität Yale zeigen erschütternde Szenen: In und um die Stadt seien dutzende Orte entdeckt worden, an denen menschliche Körper zu erkennen seien – in Wohngebieten, auf dem Gelände der Universität und an Militärstandorten. Die Forscher gehen davon aus, dass viele Einwohner entweder getötet, verschleppt oder untergetaucht sind.

Die RSF hatte Al-Faschir am 26. Oktober nach 18 Monaten Belagerung eingenommen. Seither ist der Kontakt in die Stadt nahezu abgerissen. Laut UNO konnten rund 65.000 Menschen fliehen – doch Zehntausende sitzen fest. Augenzeugen berichten von „Szenen des Völkermords“. Die sudanesische Armee wirft der RSF vor, mehr als 2.000 unbewaffnete Zivilisten hingerichtet zu haben.

Auch Hilfsorganisationen schlagen Alarm. Ärzte ohne Grenzen (MSF) spricht von „ethnisch motivierten Massakern“ und warnt, dass immer weniger Menschen aus der Stadt entkommen. „Wo sind all die Vermissten, die monatelang Hunger und Gewalt überlebt haben?“, fragt MSF-Einsatzleiter Michel Olivier Lacharite. Die bittere Vermutung: Viele von ihnen wurden getötet, als sie zu fliehen versuchten.

International wächst die Empörung. Außenminister Johann Wadephul (CDU) bezeichnete die Lage als „apokalyptisch“ und kündigte an, die RSF für ihre Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Seine britische Amtskollegin Yvette Cooper sprach von „unfassbaren Gräueltaten“ und versprach fünf Millionen Pfund Soforthilfe.

Seit dem Ausbruch des Machtkampfs zwischen Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan und RSF-Kommandeur Mohamed Hamdan Daglo im April 2023 sind zehntausende Menschen getötet worden, rund zwölf Millionen auf der Flucht. Die Vereinten Nationen stufen die Lage im Sudan als schlimmste humanitäre Krise weltweit ein – mit Al-Faschir nun als erschütterndem Symbol für das Versagen der internationalen Gemeinschaft.

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