Wiesbaden/Kiel. Im April 2025 ist die reale Produktion im Produzierenden Gewerbe Deutschlands im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Prozent gesunken. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Besonders betroffen war die Industrieproduktion ohne den Bereich Energie und Baugewerbe, die um 1,9 Prozent zurückging – ein deutlicher Einschnitt für den industriellen Kern des Landes.
Noch keine direkte Belastung durch Zölle in Auftragsbüchern sichtbar
Trotz der schwächeren Zahlen sieht Nils Jannsen, Konjunkturexperte des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, derzeit keinen Grund zur Panik. Er ordnet den Rückgang als Gegenbewegung zu dem kräftigen Produktionsanstieg im März ein. Die Industrieproduktion lag im April nach wie vor über dem Niveau vom Februar. Zudem habe die Vorverlagerung von Lieferungen in die USA – in Erwartung der neuen Zölle – zu kurzfristigen Verzerrungen geführt.
Obwohl seit April verschärfte US-Zölle auf deutsche Produkte gelten, schlägt sich der Handelskonflikt laut Jannsen bislang nicht deutlich in den Auftragseingängen nieder. Doch dies könne sich schnell ändern.
Unsicherheit bleibt – Arbeitsplatzabbau setzt sich fort
„Von einer Entwarnung kann keine Rede sein“, betont Jannsen. Die Lage sei von Unsicherheit geprägt, insbesondere im Hinblick auf die künftige Handelspolitik der USA. Zwar habe sich die Stimmung in der Industrie zuletzt etwas verbessert, das Produktionsniveau bleibe jedoch insgesamt niedrig.
Besonders besorgniserregend ist die langfristige Entwicklung: In den vergangenen zwei Jahren wurden in der deutschen Industrie rund 200.000 Arbeitsplätze abgebaut – ein klares Signal dafür, dass die Herausforderungen für den Standort Deutschland tiefgreifend sind.