Polen baut sein erstes Kernkraftwerk

Symbolbild. Foto: pixabay.com/Markus Distelrath

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Warschau. Während in Deutschland die letzten Spuren der Atomära verschwinden, geht Polen in die entgegengesetzte Richtung: In Słajszewo, rund 100 Kilometer nordwestlich von Danzig, hat offiziell der Bau des ersten Kernkraftwerks in der Geschichte des Landes begonnen. Regierungschef Donald Tusk präsentierte den Start der Bauarbeiten stolz auf „X“ – mit dem Slogan: „Wir reden nicht, wir machen.“

Das Projekt hat historische Dimensionen. Der Reaktor an der Ostsee soll künftig Strom für rund zwölf Millionen Haushalte liefern und dabei mit Meerwasser gekühlt werden. Kostenpunkt: rund 45 Milliarden Euro. Tusk spricht von einem „Meilenstein für bezahlbaren Strom, sichere Familien und warme Wohnungen“.

Trotz lokaler Proteste wegen massiver Rodungen des Küstenwaldes genießt das Atomprojekt breite Rückendeckung. Mehr als 70 Prozent der Polen unterstützen den Bau – doppelt so viele wie noch vor Beginn des Ukrainekriegs. Die Bevölkerung verbindet damit Hoffnung auf Energiesicherheit und wirtschaftlichen Aufschwung.

Ganz anders die Lage in Deutschland: Hier werden Kühltürme gesprengt und der Ausstieg aus der Kernenergie als unumkehrbar erklärt. Grünen-Politikerin und Bundesumweltministerin Steffi Lemke hatte Polens Kurs 2022 noch scharf kritisiert – Atomkraft sei „weder gut noch sicher“. Doch Brüssel hat Atomstrom inzwischen als „grün“ eingestuft, was den EU-Mitgliedstaaten wie Polen den Weg freimacht.

Und Polen steht mit seinem Kurs nicht allein. Auch andere europäische Länder prüfen die Rückkehr zur Kernkraft. In Dänemark wird das 40 Jahre alte Atomverbot infrage gestellt, um sich von russischem Gas zu lösen. In Italien denkt Premierministerin Giorgia Meloni laut über neue Mini-Reaktoren nach – der Energiekonzern Enel gründete bereits die Tochterfirma „Nuclitalia“.

Während also Deutschland seine Atomvergangenheit symbolisch in die Luft jagt, setzen seine Nachbarn auf eine atomare Zukunft – mit wachsender politischer und gesellschaftlicher Unterstützung.

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