K.o.-Tropfen als Waffe eingestuft

Berlin. Die Bundesregierung zeichnet ein alarmierendes Bild: Gewalt gegen Frauen in Deutschland nimmt weiter massiv zu. Am Freitag stellten Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, Bundesfamilienministerin Karin Prien und BKA-Präsident Holger Münch in Berlin das neue Lagebild vor – mit klaren Worten und der Ankündigung schärferer Maßnahmen.

Innenminister Dobrindt kündigte ein hartes Vorgehen gegen Täter an. Eine der zentralen Neuerungen: Die Einführung einer elektronischen Fußfessel nach spanischem Modell, die gewalttätigen Partnern räumliche Grenzen setzt und Betroffenen mehr Sicherheit geben soll. Zudem sollen K.o.-Tropfen künftig als Waffe eingestuft werden. Hintergrund ist ein deutlicher Anstieg der Fälle, in denen Täter diese Substanzen gezielt einsetzen. Die Einstufung soll deutlich schärfere Strafen ermöglichen.

Familienministerin Prien betonte die Alltäglichkeit der Gewalt – im realen Leben wie im Netz. Sie fordert mehr Präventionsangebote, präzisere Daten und eine bessere Ausstattung von Schutz- und Beratungsstellen. „Frauen müssen in diesem Land sicher sein – überall und jederzeit“, so Prien.

BKA-Chef Münch unterstrich die Dringlichkeit: Die Zahl der registrierten Straftaten gegen Frauen steigt weiter. Gleichzeitig sei das tatsächliche Ausmaß viel größer, denn vor allem häusliche Gewalt werde nur selten gemeldet. Das neue Lagebild soll helfen, Muster besser zu erkennen und gezielter zu intervenieren.

Erschütternde Statistik: Sexualdelikte und Tötungen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 53.451 Frauen und Mädchen wurden 2024 Opfer sexueller Gewalt – ein erneuter Anstieg um über zwei Prozent. Jede zweite Betroffene war minderjährig. Während die Zahl der getöteten Frauen leicht zurückging, bleibt sie dramatisch hoch: 308 Frauen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr getötet, weitere 859 überlebten nur knapp.

Digitale Gewalt erreicht neuen Höchststand

Massiv gestiegen ist die Gewalt im Netz. 18.224 Frauen und Mädchen wurden Opfer von Cyberstalking, Beleidigungen oder Drohungen – ein Plus von sechs Prozent und damit der stärkste Zuwachs aller Bereiche. Auch politisch motivierte Straftaten gegen Frauen nahmen deutlich zu: 558 Fälle, ein Anstieg von mehr als 70 Prozent.

Häusliche Gewalt auf Rekordniveau

Noch nie hat die Polizei so viele Fälle häuslicher Gewalt registriert: 265.942 Menschen wurden 2024 Opfer – rund 70 Prozent davon Frauen. Besonders häufig stammt die Gewalt aus Partnerschaften, aber auch Konflikte in Familien nehmen zu. Erschreckend: 132 Frauen und 24 Männer wurden durch Partnerschaftsgewalt getötet, in Familien weitere 130 Menschen – darunter besonders viele Kinder.

Auch der digitale Raum wird zunehmend zur Waffe: Die Zahl der Fälle digitaler Übergriffe im Kontext häuslicher Gewalt stieg zweistellig.

Dunkelfeld: Die meisten Taten bleiben unentdeckt

Die neue LeSuBiA-Studie zeigt, wie riesig das Dunkelfeld ist: Viele Betroffene melden die Taten nicht – oft aus Angst, Scham oder Abhängigkeit. Bei Partnerschaftsgewalt liegt die Anzeigerate unter fünf Prozent. Frauen erleben häufiger und schwerere Gewalt, oft schon in jungen Jahren. Die Studie soll helfen, die Realität sichtbarer zu machen und Schutzmaßnahmen zu verbessern.

Die Bundesregierung will die Erkenntnisse nun in konkrete Politik übersetzen – mit dem klaren Ziel, Gewalt zu verhindern, Täter schneller zu stoppen und Betroffene wirksamer zu schützen.

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