Sie ist winzig, fast unscheinbar – und doch hochgefährlich: Die Kriebelmücke, eine kleine Blutsaugerin mit großer Wirkung, breitet sich zunehmend in Deutschland aus. Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Mückenstich wirkt, kann im Extremfall lebensbedrohliche Folgen haben. Ärzte schlagen Alarm.
Zerreißender Biss statt harmloser Stich
Im Gegensatz zur herkömmlichen Mücke sticht die Kriebelmücke nicht – sie beißt. Genauer gesagt: Sie reißt mit ihrem sägeartigen Mundwerkzeug eine blutige Wunde in die Haut. Ziel des Angriffs ist nicht bloß etwas Oberflächenblut, sondern eine direkt anzapfbare Vene. Hat die Mücke eine gefunden, saugt sie bis zu zwei Minuten lang – unbemerkt, denn ein betäubendes Sekret macht den Angriff zunächst schmerzfrei.
Doch die Ruhe trügt. Sobald die Betäubung nachlässt, kommt der Schmerz: pochend, stechend, tiefsitzend. Ein Kriebelmückenbiss gilt als deutlich unangenehmer als der Stich einer normalen Mücke. Neben lokalen Hautreaktionen können massive Schwellungen, Fieber und sogar Atemnot folgen.
Kleines Insekt, große Wirkung
Die Kriebelmücke gehört zur Familie der Simuliidae und misst nur zwei bis sechs Millimeter. Ihre gedrungene, dunkle Gestalt mit breiten Flügeln lässt sie wie eine fliegende Zecke erscheinen. In Deutschland sind mittlerweile rund 57 Arten bekannt, viele stammen ursprünglich aus Skandinavien. Sie bevorzugen feuchte Regionen mit fließendem Wasser – ideale Bedingungen bieten heiße, feuchte Sommer. Genau solche Bedingungen häufen sich mit zunehmendem Klimawandel.
Toxine, Infektionen und sogar Kreislaufversagen
Was die Kriebelmücke besonders gefährlich macht, ist das injizierte Sekret. Es hemmt die Blutgerinnung und kann beim Menschen schwere allergische Reaktionen auslösen. Wird die Wunde aufgekratzt oder verunreinigt, können zusätzlich Bakterien eindringen – das Risiko für eine Blutvergiftung steigt. In besonders schweren Fällen drohen sogar Kreislaufversagen und Lebensgefahr. Gefährdet sind vor allem Allergiker und Menschen mit empfindlichem Immunsystem.
So erkennt man den Biss – und was dann zu tun ist
Typisch ist eine gerötete Einstichstelle, oft mit starker Schwellung und intensivem Juckreiz. Um Folgeinfektionen zu verhindern, ist die richtige Wundpflege entscheidend. Wichtig: Die Stelle kühlen – etwa mit Eis oder kaltem Wasser. Auch Desinfektionsmittel oder sogar Spucke können erste Hilfe leisten. Antihistaminika-Gels, Kortisoncremes oder elektronische Stichheiler (Hitzestifte) lindern Symptome und wirken der Giftverbreitung entgegen.
Vorsicht bei folgenden Symptomen: Fieber, großflächige Schwellungen, Atemnot oder anhaltender Schmerz. In diesen Fällen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Wie man sich schützt
Der beste Schutz: gar nicht erst gebissen werden. Da Kriebelmücken vor allem tagsüber und bei windstillem Wetter aktiv sind, sollten Spaziergänge in Feuchtgebieten gut vorbereitet sein. Lange, helle Kleidung, geschlossene Schuhe und hochgezogene Socken sind Pflicht. Insektenschutzmittel mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin bieten zusätzlichen Schutz. Auch feinmaschige Fliegengitter an Fenstern helfen, die Insekten fernzuhalten.
Kleine Gefahr mit großer Wirkung
Die Kriebelmücke mag harmlos aussehen – ihr Biss jedoch hat es in sich. Von allergischen Reaktionen bis zu lebensbedrohlichen Infektionen reicht das Spektrum. Gerade in Zeiten steigender Temperaturen dürfte sie sich weiter ausbreiten. Vorsorge und Aufmerksamkeit sind deshalb wichtiger denn je. Wer die Warnzeichen kennt und im Notfall rasch handelt, kann jedoch Schlimmeres verhindern.