Poza Rica. Mexiko erlebt derzeit eine der schwersten Naturkatastrophen der vergangenen Jahre. Heftige Regenfälle, ausgelöst durch mehrere tropische Wirbelstürme, haben vor allem im Osten des Landes eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Mindestens 47 Menschen sind bereits tot, 38 weitere werden vermisst. Ganze Regionen stehen unter Wasser oder sind durch Erdrutsche und zerstörte Infrastruktur vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.
Tausende ohne Strom, Dörfer im Chaos
Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Veracruz, Puebla, Hidalgo, San Luis Potosí und Querétaro. In mehr als 260 Ortschaften ist derzeit kein Durchkommen – umgestürzte Bäume, eingestürzte Brücken und verschlammte Straßen machen selbst den Einsatz von Hilfskräften zur Herausforderung. Zehntausende Haushalte sind ohne Strom, weil die Wassermassen Strommasten und Leitungen zerstört haben.
Rasende Flüsse haben Häuser unterspült, Straßen weggespült und Brücken zum Einsturz gebracht. In den überfluteten Gebieten türmen sich Schlamm, Geröll und Trümmer. Viele Familien haben binnen Stunden alles verloren. „Es ist, als hätte uns die Natur ausgelöscht“, berichtet ein Betroffener aus Poza Rica.
6.000 Soldaten im Kriseneinsatz – Lage bleibt kritisch
Die mexikanische Regierung hat mehr als 6.000 Soldatinnen und Soldaten in die Katastrophengebiete entsendet. Sie versuchen, blockierte Straßen freizuräumen, Menschen aus überfluteten Gebieten zu retten und Hilfsgüter in Notunterkünfte zu bringen. Dort leben inzwischen Tausende, teils unter prekären Bedingungen. 146 dieser Notunterkünfte sind bereits überfüllt.
Doch die Einsatzkräfte kämpfen nicht nur gegen die Natur – sondern zunehmend auch gegen die Verzweiflung der Bevölkerung.
Wut auf Präsidentin: Proteste in Poza Rica
Bei einem Besuch der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum in der besonders schwer betroffenen Stadt Poza Rica kam es zu teils wütenden Protesten. Menschen warfen der Regierung vor, zu langsam auf die Katastrophe zu reagieren. „Wo ist die Hilfe? Wir warten seit Tagen!“, rief ein Demonstrant.
Sheinbaum zeigte Verständnis, betonte in einer Videobotschaft auf X (ehemals Twitter): „Wir wissen, dass es viel Verzweiflung und Besorgnis gibt. Wir werden uns um alle kümmern.“ Doch Vertrauen ist vielerorts bereits verloren gegangen.
Wetterlage bleibt extrem – keine Entwarnung in Sicht
Die Hurrikansaison 2025 entwickelt sich bereits jetzt zur aktivsten seit Jahrzehnten. Die Stürme „Priscilla“ und „Raymond“, beide über dem Pazifik entstanden, haben binnen weniger Tage massive Regenmengen ins Land gebracht. Zusätzlich sorgten Wetterphänomene im Golf von Mexiko für eine gefährliche Verstärkung der Niederschläge.
Meteorologinnen und Meteorologen geben keine Entwarnung: Weitere intensive Regenfälle sind in den kommenden Tagen zu erwarten – was die Lage noch weiter zuspitzen und Hilfseinsätze erneut unterbrechen könnte.
Klimakrise trifft auch Urlaubsregionen am Mittelmeer
Während Mexiko mit der Katastrophe kämpft, warnen Experten auch in Europa vor schweren Unwettern. Die Wetterlage DANA bedroht derzeit mehrere Urlaubsorte am Mittelmeer. Auch hier sind Überschwemmungen, Sturmböen und Erdrutsche nicht ausgeschlossen.
Die Lage in Mexiko ist dramatisch – und sie könnte sich weiter verschärfen. Die Kombination aus extremen Wetterereignissen, fragiler Infrastruktur und zögerlicher Hilfe zeigt, wie verletzlich selbst große Nationen im Angesicht der Klimakrise geworden sind. Die nächsten Tage werden entscheiden, ob sich Mexiko erholen kann – oder in eine noch tiefere Krise abrutscht.