Neapel. Ein deutlich spürbares Erdbeben hat am Freitagvormittag die Region um Neapel erschüttert und die Bevölkerung in Aufruhr versetzt. Um 9.15 Uhr bebte die Erde in der Millionenmetropole und ihren Nachbargemeinden – viele Menschen rannten aus Angst auf die Straßen. Das italienische Institut für Geophysik meldete eine Stärke von 4,0. Das Epizentrum lag in nur rund 2,5 Kilometern Tiefe – direkt unter den Phlegräischen Feldern, einem der gefährlichsten Supervulkane Europas.
Verletzte oder nennenswerte Schäden wurden nicht gemeldet, doch der Schock war groß. „Ich zittere immer noch, wir haben es sehr stark gespürt“, schilderte eine Anwohnerin gegenüber La Repubblica. In sozialen Netzwerken berichteten zahlreiche Nutzer von heftigem Zittern – Möbel, Böden und Wände seien deutlich erschüttert worden.
Aus Sicherheitsgründen wurde der öffentliche Nah- und Bahnverkehr in der Region zeitweise eingestellt, auch der Fernverkehr auf der Nord-Süd-Strecke war betroffen.
Das Beben reiht sich ein in eine Serie zunehmender seismischer Aktivitäten in den Phlegräischen Feldern. Erst Ende Juni erschütterte ein Beben der Stärke 4,6 die Region. Experten beobachten dort seit Monaten besorgniserregende geophysikalische Veränderungen. Besonders auffällig: Die Erdoberfläche hebt sich mittlerweile mit doppelter Geschwindigkeit – rund drei Zentimeter im Monat, statt wie zuvor 1,5. Insgesamt hat sich das Gelände über dem Supervulkan seit Beginn der Hebung bereits um mehr als zwei Meter angehoben.
Die Phlegräischen Felder – italienisch Campi Flegrei, übersetzt „brennende Felder“ – gelten als einer der aktivsten und gefährlichsten vulkanischen Komplexe weltweit. Supervulkane verfügen über riesige Magmakammern und können bei einem Ausbruch katastrophale Folgen haben. Aktuell gilt in der Region weiterhin die Alarmstufe Gelb.
Die italienische Regierung hatte zuletzt einen Notfallplan für eine mögliche Massenflucht von Hunderttausenden Menschen vorbereitet. Allerdings stieß eine Katastrophenschutzübung auf nur geringe Beteiligung in der Bevölkerung. In Neapel und Umgebung leben etwa drei Millionen Menschen – eine Evakuierung in einem Ernstfall wäre eine logistische Mammutaufgabe.