Düsseldorf. Der Rüstungskonzern Rheinmetall steht offenbar kurz vor dem Abschluss eines milliardenschweren Vertrags über Munitionslieferungen. „Wir sind in den finalen Verhandlungen über einen großen Munitionsvertrag“, sagte Vorstandschef Armin Papperger in einem Interview. Das Auftragsvolumen könne in den zweistelligen Milliardenbereich gehen. Parallel verhandelt das Unternehmen mit der Bundesregierung über die Lieferung eines neuen Satellitensystems.
Papperger sieht für dieses Jahr bereits ein starkes Wachstum bei deutschen Rüstungsaufträgen – der „große Hype“ werde jedoch erst 2026 erwartet. Rheinmetall befinde sich derzeit mit mehreren europäischen Staaten in Gesprächen über zusätzliche Rüstungsprojekte.
Neues Artilleriewerk in Litauen
Am Rande eines Spatenstichs im litauischen Baisogala kündigte Papperger den Bau eines neuen Munitionswerks für schwere Artillerie an. Über ein Gemeinschaftsunternehmen mit der litauischen Regierung sollen bis zu 300 Millionen Euro investiert werden. Das Werk, so groß wie mehr als 300 Fußballfelder, soll bereits 2026 den Betrieb aufnehmen. Geplant ist die Produktion von mehreren Zehntausend 155-Millimeter-Artilleriegeschossen jährlich. Etwa 150 Arbeitsplätze sollen entstehen.
„Das Werk wird für Litauen, Europa und die Nato von strategischer Bedeutung sein“, betonte Papperger. Unweit der russischen Grenze sei die Investition auch ein Signal der engen deutsch-litauischen Partnerschaft.
Ausbau im Baltikum geplant
Rheinmetall unterzeichnete zudem eine Absichtserklärung zur Gründung eines Kompetenzzentrums für Treibladungen. Weitere Projekte sind in der Pipeline: Ein Artilleriewerk in Lettland ist bereits in Planung, während im litauischen Jonava ein bestehendes Gemeinschaftsunternehmen Panzerfahrzeuge für die deutsche Panzerbrigade 45, andere Nato-Armeen und die Ukraine instand setzt.
Darüber hinaus prüft der Konzern, ob im Baltikum künftig auch eine Drohnenfabrik entstehen könnte – möglicherweise in Kooperation mit lokalen Partnerfirmen.
Rüstungsboom beflügelt Konzern
Rheinmetall profitiert massiv vom europäischen und globalen Rüstungsboom. Neben der Kooperation mit dem italienischen Leonardo-Konzern nimmt auch das gemeinsame Panzerprojekt Fahrt auf – der erste Vertrag über mehrere Hundert Millionen Euro ist bereits unterzeichnet. Innerhalb der nächsten zwölf Monate rechnet Papperger allein aus Italien mit Aufträgen im Wert von rund fünf Milliarden Euro.
Laut einer Analyse der US-Bank Morgan Stanley hält Rheinmetall derzeit rund 50 Prozent aller deutschen Rüstungsaufträge und könnte seinen Umsatz bis 2030 auf 50 Milliarden Euro steigern. Damit bleibt der Düsseldorfer Konzern der größte Profiteur des Rüstungsbooms in Deutschland und Europa.


