Kabul. Nur zwei Tage nach einer vereinbarten Waffenruhe hat Pakistan mit massiven Luftangriffen auf Ziele in Afghanistan die fragile Friedenspause beendet. Nach Angaben afghanischer Behörden kamen bei den nächtlichen Attacken mindestens zehn Menschen, darunter zwei Kinder, ums Leben. Mehrere Gebäude wurden zerstört, zwölf weitere Zivilisten erlitten teils schwere Verletzungen.
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, handelte es sich laut pakistanischen Sicherheitskreisen um „präzise Luftschläge“ gegen Stellungen einer Taliban-nahen Miliz. Diese Gruppe, angeführt von Hafis Gul Bahadur, soll nach Angaben aus Islamabad für einen Selbstmordanschlag in der nordpakistanischen Region Nordwasiristan verantwortlich sein, bei dem sieben pakistanische Sicherheitskräfte getötet wurden.
Drei afghanische Cricket-Spieler unter den Toten
Tragischerweise befanden sich unter den Opfern auch drei Spieler der afghanischen Cricket-Nationalmannschaft, die sich zu einem Turnier in der Region aufhielten. Zunächst war von acht getöteten Sportlern die Rede, diese Zahl wurde später korrigiert.
Ein ranghoher Taliban-Vertreter in Kabul verurteilte die Angriffe scharf: „Pakistan hat die Waffenruhe gebrochen und drei Orte in der Provinz Paktika bombardiert“, sagte er gegenüber AFP. Man werde auf die Verletzung der Souveränität „mit Vergeltung“ reagieren.
Eskalation trotz Waffenstillstand
Die Feuerpause, die erst am Mittwochabend vereinbart worden war, sollte eine diplomatische Deeskalation zwischen den Nachbarstaaten einleiten. Doch die Beziehungen sind seit Jahren gespannt. Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 kommt es immer wieder zu Grenzscharmützeln.
Pakistan wirft Afghanistan vor, militante Gruppen wie die Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) auf seinem Territorium zu dulden, die regelmäßig Anschläge auf pakistanischem Boden verüben. Die Taliban-Regierung weist diese Vorwürfe zurück und betont, man wolle Stabilität in der Region.
Gefahr einer neuen regionalen Eskalation
Internationale Beobachter warnen, dass die erneute Eskalation die Sicherheitslage in Süd- und Zentralasien weiter verschärfen könnte. Die ohnehin fragile Grenzregion gilt als Rückzugsgebiet zahlreicher extremistischer Gruppen.
Mit den Angriffen hat Islamabad deutlich gemacht, dass es militärische Vergeltung nicht ausschließt – auch auf Kosten der diplomatischen Beziehungen zu Kabul. Ein neues Aufflammen des Konflikts zwischen beiden Ländern könnte die Region erneut in eine Spirale der Gewalt stürzen.