Ankara. Ein Erdbeben der Stärke 5,2 hat am Donnerstagnachmittag, dem 15. Mai 2025, die zentrale Türkei erschüttert. Das Epizentrum lag in der Gemeinde Kulu in der Provinz Konya. Die Erschütterungen waren deutlich in der Region sowie in der Hauptstadt Ankara zu spüren, wie die Katastrophenschutzbehörde AFAD mitteilte. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von rund 19 Kilometern.
Menschen fliehen aus Angst ins Freie
Zahlreiche Menschen verließen nach dem Beben aus Sorge ihre Häuser und warteten im Freien auf weitere Entwicklungen. Bislang gibt es laut Behörden jedoch keine Meldungen über Verletzte oder größere Schäden. Einsatzkräfte sind weiterhin im Einsatz, um die Situation zu beobachten und mögliche Risiken auszuschließen.
Unterschätzte tektonische Risiken in der Region
Erdbebenexperten mahnen zur Vorsicht. Professor Süleyman Pampal, ein führender Geologe und Gründer des Erdbebenforschungszentrums an der Gazi-Universität, warnt vor möglichen Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 4,2. Er betont, dass Zentralanatolien von zahlreichen tektonischen Verwerfungen durchzogen ist, die lange Zeit kaum beachtet wurden.
Besonders im Fokus steht dabei die sogenannte Tuz-Gölü-Verwerfung, ein geologischer Bruch, der seit über einem Jahrtausend nicht mehr aktiv war. Sollte diese Verwerfung aufbrechen, könnte dies ein starkes Erdbeben mit einer Magnitude von über 7 auslösen, so Pampal.
Konya kein sicherer Ort vor Erdbeben
Auch Professor Şükrü Ersoy warnt davor, die Region um Konya als seismisch unbedenklich einzustufen. Zwar sei die Erdbebenaktivität dort geringer als in anderen Landesteilen, doch bestehende Bruchlinien könnten im Ernstfall erhebliche Schäden verursachen. Die Annahme, Konya sei sicher, sei aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar, sagte Ersoy.
Forderung nach mehr Erdbebenvorsorge
Angesichts der aktuellen Ereignisse fordern Fachleute verstärkte Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge. Neben baulichen Verbesserungen sollten auch Aufklärung und Risikobewusstsein in der Bevölkerung gestärkt werden.
„In einem Land wie der Türkei, in dem Erdbeben Teil der geologischen Realität sind, müssen konkrete Vorbereitungen getroffen werden“, forderte Pampal gegenüber der Zeitung Posta. Statt sich auf Zeitpunkt und Ort künftiger Beben zu konzentrieren, müsse das Land aktiver vorsorgen.