Deutschland droht eine Medikamenten-Krise

Foto: pixabay.com/hosny salah

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Köln. Deutschland steuert auf einen weiteren Engpass-Winter zu. Laut dem Deutschen Apothekerverband gelten aktuell mehr als 500 Medikamente als schwer lieferbar – darunter Antibiotika für Kinder, Asthma-Medikamente und Mittel gegen ADHS. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln zeigt nun das volle Ausmaß der Krise: Sollte China seine Lieferungen stoppen, könnten hierzulande bis zu 42 Millionen Arzneipackungen pro Jahr fehlen.

Damit wird deutlich, wie abhängig Deutschland inzwischen von Asien ist. Jahrzehntelang galt Deutschland als „Apotheke der Welt“ – heute liegen die Produktionszentren für viele Grundwirkstoffe in China und Indien. Laut der IW-Analyse kontrollieren chinesische Hersteller bei 20 von 56 zentralen Medikamentengruppen mindestens ein Drittel der weltweiten Kapazitäten, bei einigen sogar über 80 Prozent.

Diese Dominanz macht Europa verwundbar. Kommt es in China zu Exportstopps, Qualitätsproblemen oder geopolitischen Spannungen, drohen massive Versorgungslücken. „In einem Konfliktfall mit China wäre unsere Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten gefährdet“, warnt IW-Expertin Jasmina Kirchhoff.

Die Ursachen liegen auch im deutschen Gesundheitssystem: Rabattverträge der Krankenkassen drängen die Preise für Generika seit Jahren nach unten. Viele Hersteller können hierzulande kaum noch wirtschaftlich produzieren – und verlagerten ihre Werke nach Asien, wo Umwelt- und Lohnstandards niedriger sind. Der Importwert pharmazeutischer Vorprodukte aus China hat sich seit 2010 versiebenfacht, auf über 350 Millionen Euro jährlich.

Experten fordern nun ein radikales Umdenken: weniger Preisdruck, mehr europäische Produktion, strategische Lagerhaltung. Denn Medikamente sind keine Handelsware, sondern ein zentraler Bestandteil der nationalen Sicherheit. „Wir dürfen nicht enden wie beim russischen Gas“, mahnt Bork Bretthauer vom Verband Pro Generika.

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