Seattle. Zum 70. Geburtstag überrascht Microsoft-Gründer Bill Gates mit einem Kurswechsel in der Klimadebatte. Der Milliardär, der jahrelang eindringlich vor den dramatischen Folgen der Erderwärmung warnte, dämpft nun die Alarmrufe.
In einem internen Memo, das der „New York Times“ vorliegt, schreibt Gates, der Klimawandel werde „insbesondere für Menschen in den ärmsten Ländern schwerwiegende Folgen haben“. Doch er ergänzt: „Die Menschen werden in absehbarer Zukunft an den meisten Orten der Erde leben und gedeihen können.“ Eine „Weltuntergangsprognose“ sei daher fehl am Platz.
Die neue Tonlage kommt überraschend – nur vier Jahre nach der Veröffentlichung seines Buches „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“, in dem Gates noch einen umfassenden globalen Wandel forderte.
Sein Sinneswandel fällt in eine Phase, in der auch die Prioritäten von Wirtschaft und Politik deutlich verschoben sind. Laut dem neuen „Siemens Infrastructure Transition Monitor“, einer Umfrage unter 1.400 Entscheidern aus Politik und Wirtschaft, steht Energiesicherheit inzwischen klar vor Klimaschutz.
Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) will die Investitionen in fossile Energien in den kommenden zwei Jahren erhöhen. Nur noch 37 Prozent glauben, ihre Klimaziele bis 2030 zu erreichen – 2023 waren es noch 44 Prozent.
Beobachter vermuten, dass auch der politische Kurswechsel in den USA Einfluss auf Gates’ Haltung haben könnte. Unter Präsident Donald Trump, der mit dem Motto „Drill, Baby, Drill“ den Fokus wieder auf Öl- und Gasförderung legt, hat sich der Ton in der amerikanischen Klimapolitik deutlich verändert.
Gates selbst hatte bereits zu Jahresbeginn angekündigt, seinen Klimainvestmentfonds Breakthrough Energy zu verkleinern. Wenig später sprach er sogar über eine mögliche Auflösung seiner Gates Foundation, die über eine Milliarde US-Dollar in Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern investiert hatte.


