Tokio. Japanische Wissenschaftler haben einen wichtigen Fortschritt in der Erdbebenforschung erzielt: Erstmals ist es gelungen, mithilfe eines unbemannten Luftfahrzeugs (UAV) den Meeresboden schnell, effizient und mit zentimetergenauer Präzision zu vermessen. Entwickelt wurde das System vom Institut für Industrielle Wissenschaft der Universität Tokio – mit Blick auf eine hochgefährdete Region: den Nankai-Trog vor Japans Südwestküste.
Dort rechnen Seismologen in den kommenden 30 Jahren mit einem sogenannten Megathrust-Erdbeben, das nicht nur das Festland erschüttern, sondern auch verheerende Tsunamis auslösen könnte. Eine präzise Vermessung des Meeresbodens ist entscheidend, um solche Gefahren frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen wie Evakuierungen rechtzeitig einzuleiten.
Bisher wurden solche Messungen über Bojen und Schiffe realisiert – oft langsam und unzuverlässig. Die neue Methode mit einem auf dem Wasser start- und landefähigen UAV verspricht einen technologischen Quantensprung: Ausgestattet mit GNSS-A-Technologie, die Satellitendaten mit akustischer Entfernungsmessung kombiniert, konnte eine Messgenauigkeit von bis zu 2,1 Zentimetern erreicht werden.
„Unsere Tests im Wassertank sowie auf dem offenen Meer zeigen, dass dieses System den Meeresboden erstmals effizient und mit bislang unerreichter Präzision überwacht“, erklärt Projektleiter Yusuke Yokota. Die Technik könne künftig ein zentraler Baustein für die Erdbebenfrühwarnung in Küstenregionen sein – insbesondere in einem Land wie Japan, das regelmäßig von schweren Beben betroffen ist.
Der nächste Schritt sei nun, das System unter realen Bedingungen kontinuierlich einzusetzen und in bestehende Frühwarnsysteme zu integrieren. So soll der Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen deutlich verbessert werden.