Boom bei deutschen Rüstungsstartups

Foto: Hunini/CC BY-SA 4.0

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Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erlebt die deutsche Rüstungsindustrie einen historischen Aufschwung. Noch nie zuvor verzeichneten die großen Waffenschmieden derart volle Auftragsbücher, sprudelnde Umsätze und massive Investitionen. Verteidigungsausgaben auf Rekordniveau beflügeln Unternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt oder TKMS – sie bauen neue Werke, schaffen Tausende Arbeitsplätze und weiten ihre Produktion massiv aus.

Rheinmetall auf Expansionskurs

Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall verzeichnet mit 62,6 Milliarden Euro ein historisches Auftragsvolumen – zweieinhalb Mal so viel wie vor Kriegsbeginn 2021. Mit der Produktion des F-35-Rumpfmittelteils in Weeze (NRW) und dem Bau einer neuen Munitionsfabrik in Unterlüß investiert der Konzern hunderte Millionen Euro. Weil das Autogeschäft schwächelt, wechselt ein Teil der Belegschaft in die boomende Rüstungssparte. Der Aktienkurs hat sich seit Februar 2022 verachtzehnfacht.

Hensoldt profitiert vom Bedarf an Hightech-Sensorik

Der bayerische Rüstungselektronikspezialist Hensoldt steigerte seinen Umsatz auf über zwei Milliarden Euro und plant eine weitere Verdopplung bis 2030. Seine Radar- und Sensorsysteme kommen im Ukrainekrieg sowie im Eurofighter zum Einsatz. Das Unternehmen investiert kräftig, unter anderem in den Optronikstandort Oberkochen, und ist teilweise in Staatsbesitz.

U-Boot-Nachfrage beflügelt TKMS

Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) ist weltweit führend bei konventionellen U-Booten und mit einem Auftragsvolumen von 18 Milliarden Euro bis weit in die 2040er-Jahre ausgelastet. Neben Neubauten der Klasse 212CD erhält TKMS Millionenaufträge für die Modernisierung älterer Boote – auch Exportprojekte nach Kanada stehen in Aussicht.

Wachstum auch im Kleinwaffen- und Drohnensektor

Heckler & Koch hat sich aus einer Phase finanzieller Schieflage befreit und investiert in moderne Fertigung. Der Kleinwaffenhersteller beliefert neben der Bundeswehr auch baltische Staaten. Die Nachfrage nach Drohnentechnologie explodiert ebenfalls. Start-ups wie Helsing und Quantum Dynamics entwickeln Kamikazedrohnen, Überwachungsdrohnen und KI-Systeme für moderne Kriegsszenarien – mit kräftiger Unterstützung von Investoren und Verteidigungsministerien.

Weitere Player mit rasantem Wachstum

MBDA Germany steigert die Produktion von Lenkflugkörpern, unter anderem für Patriot-Systeme und den Eurofighter, während Dynamit Nobel Defence durch Panzerfaustlieferungen an die Ukraine stark gewachsen ist. Der Umsatz des Unternehmens hat sich seit Kriegsbeginn mehr als verdoppelt.

Der Krieg in der Ukraine hat die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie tiefgreifend verändert – sie expandiert in nie dagewesener Geschwindigkeit. Von Panzerfäusten über U-Boote bis hin zu Hochleistungssensorik und KI-Drohnen: Die Rüstungswirtschaft erlebt eine neue Ära des Wachstums.

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