Zeitumstellung – Wie jetzt und warum

Foto: pexels.com/KoolShooters

Foto: pexels.com/KoolShooters

Zweimal im Jahr passiert es – und jedes Mal sorgt es für Diskussionen: In der Nacht zum 26. Oktober 2025 wird in Deutschland wieder an der Uhr gedreht. Um drei Uhr morgens springt die Zeit eine Stunde zurück auf zwei Uhr. Damit endet die Sommerzeit, und die Winterzeit (MEZ) – also die eigentliche Normalzeit – beginnt. Doch warum drehen wir überhaupt noch an der Uhr? Und wann hört dieses Hin und Her endlich auf?

Eine alte Idee mit zweifelhaftem Nutzen

Die Idee, Tageslicht besser zu nutzen und dadurch Energie zu sparen, ist alles andere als neu. Schon im 18. Jahrhundert wurde darüber nachgedacht. In Deutschland wurde die Sommerzeit schließlich 1980 eingeführt – als Reaktion auf die Ölkrise und steigende Energiepreise. Die Logik: Wenn es abends länger hell ist, wird weniger Strom fürs Licht verbraucht.

Seit 1996 gilt in der Europäischen Union eine einheitliche Regelung: Am letzten Sonntag im März wird die Uhr eine Stunde vorgestellt, am letzten Sonntag im Oktober wieder zurückgestellt. Doch der versprochene Spareffekt bleibt aus. Neuere Studien zeigen: Energieeinsparungen sind kaum messbar. Oft gleichen höhere Heizkosten mögliche Vorteile sogar aus.

Mehr Schaden als Nutzen? Gesundheit im Fokus

Die Wissenschaft ist sich zunehmend einig: Die Zeitumstellung ist eine Belastung für den menschlichen Körper. Chronobiologen und Schlafmediziner empfehlen deshalb die dauerhafte Normalzeit. Denn der Biorhythmus des Menschen richtet sich nach dem natürlichen Tageslicht – nicht nach der Uhr. Die Umstellung kann Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Studien zeigen auch Zusammenhänge mit Schlaganfällen und Übergewicht. Besonders Frauen berichten laut Umfragen über stärkere negative Effekte. Auch die Verkehrssicherheit leidet: Untersuchungen aus den USA fanden nach der Frühjahrsumstellung eine Zunahme tödlicher Unfälle.

EU-Pläne: Viel Einigkeit – aber keine Entscheidung

Schon 2018 sprach sich in einer großen EU-Umfrage eine deutliche Mehrheit der Bürger für das Ende der Zeitumstellung aus. Das EU-Parlament stimmte 2019 zu – doch seither liegt das Thema auf Eis.

Der Grund: Die Mitgliedstaaten können sich nicht einigen, welche Zeit dauerhaft gelten soll. Ohne Abstimmung droht ein Flickenteppich unterschiedlicher Zeitzonen in Europa. Während Mediziner klar für die Winterzeit plädieren, argumentieren Befürworter der Sommerzeit mit mehr Abendlicht und höherer Lebensqualität.

Spanien will vorangehen

Ein besonders spannender Fall ist Spanien. Das Land liegt geografisch eigentlich in der Westeuropäischen Zeitzone, lebt aber seit einem Erlass des Diktators Francisco Franco im Zweiten Weltkrieg nach Mitteleuropäischer Zeit – und damit eine Stunde „zu früh“. Im Sommer sind es sogar zwei Stunden.

Nun hat die spanische Regierung angekündigt, sich ab 2026 für die Abschaffung der Zeitumstellung starkzumachen. Ziel sei eine dauerhafte Lösung, die sich stärker an der geografischen Realität orientiert.

Automatische Umstellung: Technik hilft – meistens

Wer sich fragt, ob das Smartphone oder die Funkuhr manuell angepasst werden muss, kann beruhigt sein. Handys und Computer stellen sich in der Regel automatisch um, auch im Flugmodus. Funkuhren empfangen das Zeitsignal der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt – ebenfalls automatisch. Smarthome-Geräte, Timer und Saugroboter orientieren sich meist an der Zeit des Routers oder des Smartphones. Nur ältere Geräte sollten kontrolliert werden.

Blick in die Welt: Ein Flickenteppich aus Zeiten

Weltweit bleibt die Zeitumstellung ein buntes Mosaik. Rund 70 Länder drehen noch regelmäßig an der Uhr, darunter die USA, Kanada, Australien, Chile und Paraguay. Andere Staaten – etwa China, Russland, Brasilien, Südafrika, Indien oder Japan – haben die Praxis längst abgeschafft. In Mexiko gilt sie nur noch in einzelnen Regionen, um sich an die Zeitzonen der USA anzupassen.

Die Zeitumstellung sollte einst helfen, Energie zu sparen – doch heute zeigt sich: Ihr Nutzen ist minimal, ihr Schaden womöglich erheblich. Während die EU weiter zögert, wächst der Druck aus Wissenschaft und Bevölkerung. Ob Europa bald ganz auf das Uhren-Drehen verzichtet, hängt nun von politischem Willen und Einigkeit ab.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert