Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal 2025 einen spürbar stärkeren Rückgang erlitten als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Zuvor war lediglich ein Minus von 0,1 Prozent geschätzt worden. Hauptursache: eine schwache Industrieproduktion.
Während Konsum und Staatsausgaben leicht zulegten, brachen die Investitionen in Bau, Maschinen und Fahrzeuge deutlich ein. Vom Außenhandel kamen keine positiven Impulse – im Gegenteil: Die seit August geltenden US-Zölle von 15 Prozent auf EU-Importe bremsen die exportabhängige deutsche Industrie massiv. Besonders Automobilhersteller und Maschinenbauer leiden unter den Belastungen im US-Markt, hinzu kommen schwächere Geschäfte mit China.
Im ersten Quartal war die Wirtschaft noch leicht gewachsen – allerdings nur, weil viele Unternehmen vor den damaligen Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump ihre Lieferungen vorgezogen hatten.
Keine Entspannung in Sicht
Auch im laufenden Sommerquartal rechnet die Bundesbank nicht mit einem Wachstum. Schwache Auftragseingänge, geringe Auslastung der Kapazitäten und die trüben Aussichten für den Welthandel drücken auf die Investitionsbereitschaft. Der private Konsum verliert ebenfalls an Schwung, da die Löhne langsamer steigen und die Arbeitsmarktperspektiven eingetrübt sind.
Eine echte Wende erwarten Volkswirte frühestens 2026, wenn staatliche Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur messbar in der Wirtschaft ankommen. Für 2025 stellen führende Institute lediglich ein Mini-Wachstum von 0,3 Prozent in Aussicht – nach zwei Rezessionsjahren ein schwaches Signal.
Wirtschaftsministerium fordert Reformen
Angesichts der schwachen Konjunktur pocht das Bundeswirtschaftsministerium auf weitere Strukturreformen. Steuerliche Abschreibungen und gesenkte Energiekosten seien zwar ein Schritt, reichten aber nicht aus, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. „Es braucht mehr Tempo bei den Reformen“, hieß es aus dem Ministerium.
Staatsdefizit sinkt
Positiv entwickelt sich die Haushaltslage: Im ersten Halbjahr verzeichnete der Staat zwar ein Defizit von 28,9 Milliarden Euro, doch lag dieses 19,4 Milliarden Euro niedriger als im Vorjahr. Grund dafür sind gestiegene Steuereinnahmen und Sozialbeiträge. Relativ zur Wirtschaftsleistung sank das Defizit auf 1,3 Prozent.