VW plant Produktionsstopp im Stammwerk

Foto: Richard Bartz/CC BY-SA 3.0

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Wolfsburg. Die deutsche Autoindustrie steht offenbar vor einer neuen Chipkrise. Nach Informationen des SPIEGEL drohen in den kommenden Tagen oder Wochen Produktionsstopps bei Volkswagen und anderen Marken des Konzerns. Grund sind massive Lieferprobleme beim niederländischen Halbleiterhersteller Nexperia, einem zentralen Zulieferer für die Fahrzeug-Elektronik.

Mögliche Ausfälle bei VW – Golf und Tiguan zuerst betroffen

Laut internen Informationen rechnet Volkswagen mit möglichen Ausfällen ab kommender oder spätestens übernächster Woche. Betroffen wären nahezu alle Konzernmarken weltweit – von VW über Audi bis Skoda. Wie die Bild-Zeitung berichtet, könnte zunächst die Golf-Produktion im Stammwerk Wolfsburg stillstehen, gefolgt von der Tiguan-Fertigung.

Ein VW-Sprecher bestätigte zwar, dass an diesem Freitag die Bänder zeitweise ruhen, betonte aber, dies habe nichts mit einem Chipmangel zu tun: »Die Produktionspause erfolgt im Rahmen einer geplanten Inventurmaßnahme.« Der Regelbetrieb solle kommende Woche wieder anlaufen. Ob es danach zu weiteren Unterbrechungen komme, ließ der Konzern offen.

Engpässe nach Regierungsübernahme bei Nexperia

Auslöser der aktuellen Unsicherheit ist Nexperia, ein Halbleiterhersteller mit Sitz in den Niederlanden, der nach Regierungsangaben unter verstärkte staatliche Kontrolle gestellt wurde. Zuvor befand sich das Unternehmen in chinesischer Hand. Mit der Übernahme habe sich die Lieferkette erheblich verändert, berichten Brancheninsider. Zulieferungen aus China blieben teilweise aus, was nun zu Engpässen bei der Produktion bestimmter Bauteile führt. Nexperia produziert unter anderem im Werk Hamburg und liefert Chips für elektronische Steuergeräte, die in nahezu allen modernen Fahrzeugen verbaut sind – etwa für Motorsteuerung, Sicherheits- und Assistenzsysteme.

VDA warnt vor Dominoeffekt in der Industrie

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) schlägt bereits Alarm. Sollte Nexperia seine Lieferungen nicht bald wieder vollständig aufnehmen können, drohten flächendeckende Produktionsstopps in der europäischen Autoindustrie.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller erklärte, Nexperia habe die Hersteller und Zulieferer informiert, dass die Belieferung der Automobilkette derzeit nicht in vollem Umfang gewährleistet werden könne. Das könne »massive Auswirkungen auf Produktion und Beschäftigung« haben.

VW beobachtet Lage – Produktion bisher stabil

Volkswagen versucht, die Lage herunterzuspielen. Der Konzern betont, die aktuelle Produktion laufe stabil. Man stehe jedoch in engem Austausch mit Zulieferern und Behörden, um die Entwicklung genau zu verfolgen und im Notfall schnell reagieren zu können. Ein Sprecher erklärte: »Wir stehen in engem Kontakt mit allen relevanten Beteiligten, um mögliche Risiken frühzeitig zu identifizieren und über notwendige Maßnahmen entscheiden zu können.«

Erinnerungen an die Chipkrise 2021

Die Situation weckt Erinnerungen an die weltweite Chipkrise von 2021, die die Autoindustrie über Monate hinweg lahmlegte. Damals mussten viele Werke Kurzarbeit anmelden, weil Mikrochips aus Asien fehlten. Die Branche hatte seither versucht, ihre Lieferketten breiter aufzustellen und die Abhängigkeit von asiatischen Produzenten zu verringern. Der aktuelle Fall zeigt jedoch, wie verwundbar das System weiterhin ist – insbesondere, wenn geopolitische Spannungen in die Lieferketten hineinwirken.

Noch läuft die Produktion – aber die Nervosität wächst. Sollte sich der Engpass bei Nexperia verschärfen, droht den deutschen Autobauern ein Rückfall in die Chipkrise, die sie gerade erst überwunden glaubten. Besonders für Volkswagen wäre ein neuer Stillstand ein empfindlicher Rückschlag in einer ohnehin angespannten Marktlage.

Update 22.10.2025, 14:00 Uhr

Ab kommenden Mittwoch wird die Fertigung des Golf am Stammsitz in Wolfsburg gestoppt. Zeitgleich legt auch das Werk Zwickau die Arbeit nieder – dort laufen normalerweise mehrere Elektroauto-Modelle vom Band. Das berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf Konzernkreise. Offiziell bestätigt hat VW den Schritt bislang nicht.

Auslöser ist die Zuspitzung im Konflikt um den niederländisch-chinesischen Chiphersteller Nexperia. Die Versorgung mit Halbleitern sei „nur noch für wenige Tage gesichert“, heißt es aus Unternehmenskreisen. Damit drohen Engpässe, die nicht nur VW, sondern auch Marken wie Audi und Porsche treffen könnten.

Die Bundesregierung reagiert: Das Bundeswirtschaftsministerium hat Vertreter der Autoindustrie, Zulieferer und Maschinenbauer zu einem Krisengipfel eingeladen. Ziel sei es, gemeinsam mit der EU-Kommission und der chinesischen Regierung Lösungen zu finden, um die Lieferketten zu stabilisieren. VDA-Präsidentin Hildegard Müller forderte „schnelle und pragmatische Maßnahmen“, um die Industrie handlungsfähig zu halten.

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