Ankara. Ein sicherheitspolitisch heikler Zwischenfall hat sich über der Türkei ereignet: Das türkische Militär hat nach eigenen Angaben eine unbemannte Drohne abgeschossen, die außer Kontrolle geraten sein soll und sich dem türkischen – und damit auch dem Nato-Luftraum – näherte. Der Vorfall sorgt vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen im Schwarzen Meer für erhebliche Aufmerksamkeit.
Wie das türkische Verteidigungsministerium am Montag mitteilte, näherte sich die Drohne aus Richtung Schwarzes Meer dem türkischen Luftraum. Nachdem die Bedrohungslage bewertet worden sei, griffen türkische F-16-Kampfjets ein. Das unbemannte Flugobjekt sei schließlich in einem gesicherten Gebiet abgeschossen worden, weit entfernt von Wohnsiedlungen. Angaben zur Herkunft oder zum Betreiber der Drohne machte das Ministerium nicht. Auch offen blieb, ob das Fluggerät bewaffnet war oder welchem Staat es zugeordnet werden könnte.
Der Abschuss ereignete sich nur wenige Tage nach einer eindringlichen Warnung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Der türkische Staatschef hatte erklärt, das Schwarze Meer drohe sich zunehmend zu einer direkten Konfrontationszone zwischen Russland und der Ukraine zu entwickeln. Tatsächlich haben sich dort in den vergangenen Wochen mehrere sicherheitsrelevante Zwischenfälle ereignet, insbesondere Angriffe auf zivile und militärisch genutzte Schiffe.
Besondere Brisanz erhielt die Lage Ende November, als zwei Tanker der sogenannten russischen Schattenflotte nahe der Bosporusstraße von Explosionen erschüttert wurden. Die Brände auf beiden Schiffen brachen nahezu zeitgleich aus. Kurz darauf bekannten sich ukrainische Sicherheitskreise zu dem Angriff. Nach Angaben aus dem Umfeld des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU kamen modernisierte Marinedrohnen des Typs „Sea Baby“ zum Einsatz, die gezielt auf die Tanker angesetzt worden seien.
Zur Untermauerung dieser Darstellung legte ein SBU-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP Videomaterial vor, das nach ukrainischen Angaben den Einsatz der Marinedrohnen zeigen soll. Bereits zuvor hatte der türkische Verkehrsminister Abdulkadir Uraloglu erklärt, es gebe deutliche Hinweise auf eine „Einwirkung von außen“.
Der Abschuss der Drohne durch die Türkei verdeutlicht, wie angespannt die Sicherheitslage rund um das Schwarze Meer inzwischen ist. Als Nato-Mitglied und zugleich regionaler Machtfaktor steht Ankara zunehmend zwischen den Fronten. Der jüngste Vorfall unterstreicht die Gefahr, dass militärische Aktivitäten in der Region unkontrolliert eskalieren und auch den Nato-Luftraum unmittelbar betreffen könnten.


