Washington. US-Präsident Donald Trump lässt die amerikanische Impfstrategie für Kinder grundlegend überprüfen – mit potenziell weitreichenden Folgen für das Gesundheitssystem. In einem am Freitagabend veröffentlichten Memorandum wies Trump Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. sowie die CDC-Direktorin an, sämtliche wissenschaftlichen Grundlagen der Kinderimpfempfehlungen neu zu analysieren und sie mit internationalen Standards zu vergleichen. Ziel sei es, den US-Impfplan „an bewährte Praktiken anderer Industrieländer anzupassen“, sofern diese als überlegen bewertet werden.
Der Schritt erfolgte nur wenige Stunden nachdem ein Expertengremium der CDC die jahrzehntelang geltende Empfehlung abgeschafft hatte, alle Neugeborenen in den USA unmittelbar nach der Geburt gegen Hepatitis B zu impfen. Eine Entscheidung, die Trump auf seiner Plattform Truth Social ausdrücklich feierte.
Kennedy und die CDC sollen nun prüfen, welche Impfungen andere Länder als zwingend ansehen, wie sie Impfprogramme strukturieren und ob die US-Strategie überarbeitet werden muss. Veränderungen sollen laut Trump jedoch nicht dazu führen, dass bestehende Vakzine für amerikanische Familien unzugänglich werden.
Die USA verfolgen aktuell eine deutlich breitere Impfstrategie als viele andere Industrienationen. Während amerikanische Kinder Impfungen gegen 18 Krankheiten empfohlen bekommen – darunter COVID-19 und die jährliche Grippeimpfung ab sechs Monaten –, setzen Länder wie Dänemark, Japan oder Deutschland auf weniger umfassende Programme. Auch der Zeitpunkt einzelner Impfungen variiert international erheblich. Besonders umstritten ist die Hepatitis-B-Impfung direkt nach der Geburt, die außerhalb der USA meist nur für Babys infizierter Mütter empfohlen wird.
Trump erneuerte in diesem Zusammenhang seine Kritik an der amerikanischen Impfpolitik, die er bereits mehrfach als überfrachtet bezeichnet hatte. Gleichzeitig verband er die Ankündigung mit seinem politischen Leitmotiv, die Gesundheit der jüngsten Generation zu verbessern. Bereits im Februar hatte er die MAHA-Kommission ins Leben gerufen, die sich schwerpunktmäßig mit den Ursachen der wachsenden Zahl chronischer Erkrankungen bei Kindern befassen soll.
Die bevorstehende Neubewertung des Impfplans könnte eine der größten Revisionen der amerikanischen Impfempfehlungen seit Jahrzehnten einleiten – und zugleich den politischen Konflikt um Impfungen in den USA weiter anheizen.


