Schutzräume: Schweden rüstet sich für den Ernstfall

Foto: Jorchr/CC BY-SA 4.0

Foto: Jorchr/CC BY-SA 4.0

Stockholm. Schweden stellt sich auf eine neue sicherheitspolitische Realität ein. Angesichts wachsender Spannungen in Europa modernisiert das skandinavische Land seine Zivilschutz-Infrastruktur – mit besonderem Fokus auf die rund 64.000 Schutzräume, die ursprünglich während des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges gebaut wurden.

Seit 2024 hat die schwedische Regierung dafür etwa 7,7 Millionen Euro bereitgestellt. Ziel ist es, die alten Anlagen fit für den Ernstfall zu machen. Besonders große Schutzräume, die mehr als 1.000 Menschen aufnehmen können, stehen im Mittelpunkt. Dazu gehören Anlagen wie die Tiefgarage im Igeldamms-Park in Stockholm, die im Kriegsfall als Zufluchtsort für 1.200 Menschen dient.

Schutzräume für den Ernstfall

Die Modernisierungen umfassen unter anderem den Austausch veralteter Dieselgeneratoren, neue Luftfiltersysteme und eine umfassende technische Überprüfung. Nach Angaben der schwedischen Katastrophenschutzbehörde (MSB) kann die Sanierung einzelner Anlagen zwei bis drei Jahre dauern. Eine Aufstockung der Mittel soll den Prozess in den kommenden Jahren beschleunigen.

Doch selbst mit den zusätzlichen Geldern reicht das Budget laut Anders Johannesson, Experte der MSB, „nicht aus, um alle Schutzräume instand zu setzen – geschweige denn neue zu bauen“.

Regierung warnt: „Es könnte Krieg geben“

Die Warnungen aus Stockholm klingen ernst. Bereits Ende 2024 sagte der schwedische Minister für Zivilschutz, Carl-Oskar Bohlin, unmissverständlich: „Es könnte Krieg geben.“ Seine Aussage markierte einen Wendepunkt in der öffentlichen Kommunikation des Landes.

Begleitet wurde sie von der Neuauflage eines zivilen Notfallhandbuchs, das auf eine Publikation aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgeht. Das Handbuch gibt praktische Anweisungen, wie sich Bürgerinnen und Bürger auf Krisen vorbereiten können – von Cyber- und Terrorangriffen über Pandemien bis hin zu militärischen Konflikten. Auch psychologische Resilienz, digitale Sicherheit und der Schutz vor Luftangriffen sind zentrale Themen.

Rückkehr zur Zivilschutzkultur

Schwedens Regierung verfolgt mit dieser Politik das Ziel, die Bevölkerung wieder stärker in die nationale Verteidigungsstrategie einzubinden – ein Konzept, das seit dem Ende des Kalten Krieges in den Hintergrund geraten war. Nun soll der Zivilschutz nicht nur modernisiert, sondern auch gesellschaftlich verankert werden.

„Wir dürfen nicht hoffen, dass alles gut geht – wir müssen vorbereitet sein“, heißt es aus Regierungskreisen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert