Wien. Die europäische Private-Equity-Branche steht unter Druck: Laut einer aktuellen Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ist die Zahl der Beteiligungsdeals im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum europaweit um rund 30 Prozent eingebrochen. Besonders drastisch fiel der Rückgang in Frankreich (-52 %), Großbritannien und Irland (-37 %) sowie auf der iberischen Halbinsel (-39 %) aus. Im Gegensatz dazu zeigt sich der deutschsprachige Raum mit einem vergleichsweise moderaten Minus von acht Prozent stabil.
Österreich punktet mit resilienten Sektoren
Ein Lichtblick in der DACH-Region ist Österreich. Besonders in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Industrie bleibt die Investitionsbereitschaft hoch. Dieter Schalko, Partner bei EY Österreich, sieht in diesen stabilen Branchen weiterhin große Anziehungskraft für Investoren: „Tech, Healthcare und Industrie gelten als krisenresistent und bieten langfristiges Wachstumspotenzial.“
Geopolitik und Zinsumfeld dämpfen Investorenvertrauen
Ein entscheidender Belastungsfaktor bleibt das unsichere geopolitische Umfeld, insbesondere das angespannte Verhältnis zwischen den USA und China. Hinzu kommen Sorgen über Zölle, das Zinsniveau und die konjunkturelle Entwicklung. Dennoch sehen Experten erste Signale für Entspannung: Eine nachlassende Inflation und hohe verfügbare Mittel („Dry Powder“) könnten bei strategisch klugem Vorgehen neue Chancen eröffnen.
Exit-Situation verschärft sich deutlich
Besonders kritisch zeigt sich laut EY die Situation bei Unternehmensverkäufen. Die Zahl der Exits sank europaweit auf 132 im ersten Quartal – ein Rückgang von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 25 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Der strategische Verkauf, traditionell die häufigste Exit-Route, verlor sogar 14 Prozent. Börsengänge (IPOs) spielen derzeit eine untergeordnete Rolle.
Fonds sitzen länger auf Beteiligungen – Druck steigt
Die Fonds selbst reagieren mit längeren Halteperioden: 78 Prozent der Befragten gaben an, ihre Investments länger als geplant zu behalten. Gleichzeitig planen 88 Prozent einen Exit innerhalb der nächsten zwei Jahre. Der Druck auf Beteiligungsunternehmen wächst dadurch spürbar. Frühzeitige Exit-Vorbereitung wird zur Pflicht – mit klaren Business-Plänen, nachgewiesener Wertschöpfung und professionellen Datenräumen als Basis für Investorenvertrauen.
Trotz schwieriger Marktbedingungen in Europa behauptet sich die DACH-Region, allen voran Österreich, als vergleichsweise stabiler Markt. Doch der wachsende Exit-Druck und globale Unsicherheiten lassen keinen Raum für Stillstand – die Private-Equity-Branche steht vor einem Kraftakt.