Polizeigewerkschaften: Mehr Personal dringend erforderlich

Foto: pixabay.com/Fabian Holtappels

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Hannover. In einem gemeinsamen Appell fordern die drei großen Polizeigewerkschaften in Niedersachsen – die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BdK) – eine deutliche personelle Verstärkung der Landespolizei. Trotz ihrer sonst konkurrierenden Interessen haben sich die Organisationen in dieser Angelegenheit zusammengeschlossen und Innenministerin Daniela Behrens (SPD) einen eindringlichen Brief übermittelt, in dem sie fordern, ab September 1.000 zusätzliche Polizeibeamte einzustellen.

Personalengpässe belasten die Polizei massiv

Die Gewerkschaften betonen in ihrem Schreiben, dass die Diskussion um die Belastungssituation der Einsatzkräfte eines der emotionalsten und drängendsten Themen unter ihren Mitgliedern sei. Zwar weise die Statistik eine beachtliche Zahl an Beschäftigten in der niedersächsischen Polizei aus, doch spiegele diese nicht die tatsächliche Einsatzfähigkeit wider. Ein erheblicher Teil der Belegschaft befinde sich in Elternzeit, Mutterschutz oder arbeite in Teilzeit. Hinzu kämen krankheitsbedingte Ausfälle, die das verfügbare Personal weiter reduzierten.

Laut einer Mitarbeiterbefragung des Innenministeriums fühlt sich rund ein Viertel der Beschäftigten bei der Polizei Niedersachsen überfordert. Für die Gewerkschaften ist dies ein klares Zeichen dafür, dass die derzeitige Personalsituation weder nachhaltig noch tragfähig ist. Auch der Polizeihaushalt sei chronisch unterfinanziert, was die Lage weiter verschärfe.

Innenministerin: Forderung unrealistisch

Innenministerin Daniela Behrens zeigt hingegen wenig Verständnis für die Forderung der Gewerkschaften. Im Interview mit dem NDR betonte sie, dass Niedersachsen derzeit über so viele Polizistinnen und Polizisten verfüge wie noch nie zuvor. Insgesamt arbeiteten rund 27.000 Menschen in der Landespolizei, inklusive der Tarifbeschäftigten.

Behrens räumte ein, dass grundsätzlich mehr Personal wünschenswert sei, bezeichnete die Forderung nach jährlich 1.000 zusätzlichen Einstellungen jedoch als „überzogen“ und „nicht finanzierbar“. Auch verwies sie auf ein weiteres strukturelles Problem: In Zeiten des demografischen Wandels werde es zunehmend schwieriger, genügend qualifizierte Bewerber für den Polizeidienst zu finden.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die Auseinandersetzung zwischen den Polizeigewerkschaften und der Landesregierung verdeutlicht die Spannungen zwischen steigenden Anforderungen im Polizeidienst und begrenzten personellen sowie finanziellen Ressourcen. Während die Gewerkschaften Alarm schlagen und konkrete Maßnahmen einfordern, mahnt die Politik zur Realitätstreue und verweist auf die Grenzen des Machbaren.

Ob es in naher Zukunft zu einem Umdenken in der Personalpolitik kommen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Die Belastung innerhalb der Polizei ist hoch – und der Ruf nach Entlastung wird immer lauter.

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