Minsk. Die Spannungen zwischen Ost und West verschärfen sich erneut: Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat eindringlich vor einem „nuklearen Krieg“ gewarnt, sollte die USA der Ukraine den Zugriff auf Tomahawk-Marschflugkörper gewähren. Diese Waffen mit einer Reichweite von bis zu 2.400 Kilometern könnten russische Ziele weit hinter der Frontlinie treffen – bis hin zur Hauptstadt Moskau.
Lukaschenko droht mit atomarer Eskalation
„Die Lieferung dieser Raketen würde den Konflikt in einen nuklearen Krieg verwandeln“, erklärte Lukaschenko am Dienstag in Minsk laut der staatlichen Nachrichtenagentur BelTA. Er bezeichnete die Tomahawks als „tödliche Waffen“, die das Risiko einer direkten Konfrontation zwischen Russland und der Nato massiv erhöhen würden. Russland hat bereits taktische Atomwaffen in Belarus stationiert. Erst im September hatten beide Länder eine gemeinsame Militärübung zum Einsatz dieser Waffen abgehalten.
Lukaschenko lobte den amerikanischen Präsidenten Donald Trump für seine bislang zurückhaltende Haltung: „Vielleicht versteht er besser als jeder andere, was auf dem Spiel steht“, sagte er.
Trump zögert – Selenskyj drängt auf Entscheidung
Hintergrund der Eskalation ist eine Bitte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der von Washington die Lieferung der Tomahawks fordert, um russische Energieanlagen, Militärbasen und Waffendepots angreifen zu können. Ziel sei es, den russischen Präsidenten Wladimir Putin durch militärischen Druck an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Selenskyj wird in dieser Woche zu einem Treffen mit Trump in Washington erwartet, um die Forderung zu bekräftigen. Auf einer Pressekonferenz betonte er bereits: „Die Ukraine muss mit allen Mitteln gestärkt werden. Tomahawks können die Russen zum Nachdenken bringen.“
Putin warnt die USA vor „roter Linie“
In Moskau reagierte Kremlchef Wladimir Putin mit scharfen Worten auf die Überlegungen der US-Regierung. Eine Lieferung amerikanischer Marschflugkörper an die Ukraine würde „die jüngsten diplomatischen Fortschritte zwischen Moskau und Washington zerstören“, ließ Putin über den Kreml verlauten. Russland sehe darin einen „Akt der Aggression“, der entsprechende Gegenmaßnahmen nach sich ziehen werde.
Tomahawk: Präzisionswaffe mit politischer Sprengkraft
Die Tomahawk gilt als eine der effektivsten Langstrecken-Präzisionswaffen der USA. Sie fliegt mit Unterschallgeschwindigkeit, kann aus großer Entfernung gestartet werden und hochpräzise Ziele in feindlichem Territorium treffen. Um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, wäre die Ukraine allerdings auf amerikanische Geheimdienstunterstützung angewiesen, insbesondere bei der Zielerfassung.
Trump sucht Balance zwischen Diplomatie und Druck
US-Präsident Trump zeigte sich bislang zurückhaltend. Auf dem Rückflug von einer Nahostreise sagte er gegenüber Reportern: „Die Ukrainer brauchen dringend Patriot-Systeme – Tomahawks wären der nächste Schritt. Wir werden sehen.“ Gleichzeitig betonte er, dass eine solche Entscheidung den Krieg „auf ein neues Niveau“ heben würde.
„Ich habe Präsident Selenskyj gesagt: Tomahawks sind ein aggressiver Schritt“, so Trump. Er erwäge, mit Putin direkt zu sprechen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Zugleich ließ er offen, ob die USA Russland mit einer möglichen Lieferung unter Druck setzen könnten: „Vielleicht muss ich ihm sagen, dass die Ukraine die Tomahawks bekommt, wenn er den Krieg nicht beendet.“
Drohkulisse wächst
Während Lukaschenko mit atomarer Vergeltung droht, stehen die Zeichen auf eine neue Phase der Unsicherheit im Ukraine-Krieg. Die Entscheidung über die mögliche Lieferung könnte in den kommenden Wochen fallen – und sie hätte, darin sind sich Beobachter einig, das Potenzial, die fragile geopolitische Balance erneut ins Wanken zu bringen.


