Bad Wimpfen. Mit Traktoren und Transparenten haben Landwirte in mehreren Regionen Deutschlands gegen aus ihrer Sicht ruinöse Preise für Milch und Butter protestiert. Im Fokus der Aktionen stand der Lebensmitteldiscounter Lidl. Vor der Unternehmenszentrale im baden-württembergischen Bad Wimpfen rollten am Wochenende nach Angaben der Polizei rund 140 Traktoren auf, die Initiative „Land schafft Verbindung BW“ sprach sogar von bis zu 250 Fahrzeugen. Auch an weiteren Lidl-Standorten kam es zu Protesten.
Hintergrund der Aktionen sind erneut gesenkte Butterpreise im Einzelhandel. Ein 250-Gramm-Päckchen deutscher Markenbutter der Eigenmarken kostet vielerorts inzwischen weniger als einen Euro. Für die Landwirte ist das ein Alarmsignal. Sie kritisieren, dass Butter regelrecht „verramscht“ werde und sich diese Preispolitik unmittelbar auf die Auszahlungspreise für Milch auswirke. Viele Betriebe stünden wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand und könnten notwendige Investitionen kaum noch finanzieren.
Nach Angaben von Bauernvertretern wird derzeit deutlich mehr Milch an die Molkereien geliefert als im Vorjahreszeitraum, zugleich ist der Fettgehalt der Milch gestiegen. Das verstärkt den Preisdruck zusätzlich. Die Landwirte sehen sich in einer Abwärtsspirale gefangen, die durch aggressive Preissenkungen des Handels weiter angeheizt werde.
Neben Bad Wimpfen demonstrierten Landwirte unter anderem vor einem Lidl-Logistikknoten im sächsischen Radeburg sowie vor dem Zentrallager in Cloppenburg in Niedersachsen. In Wasbek in Schleswig-Holstein hielten Landwirte ihre Mahnwache gegen aus ihrer Sicht ruinöse Dumpingpreise fort. Über eine Online-Petition richten sich die Protestierenden direkt an Lidl und fordern faire Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Der Discounter selbst weist die Verantwortung zurück. Lidl Deutschland erklärte, man habe Verständnis für die Sorgen der Landwirte. Die Preissenkungen seien jedoch eine Reaktion auf die aktuelle Lage am Rohstoffmarkt. Seit September gebe es ein deutliches Überangebot an Rohmilch im Vergleich zum Vorjahr. Würden diese Mengen nicht abgenommen, drohe ein noch drastischerer Preisverfall.
Die Fronten bleiben damit verhärtet. Während der Handel auf den Weltmarkt verweist, fordern die Bauern ein Umdenken – und machen mit ihren Traktoren deutlich, dass sie bereit sind, ihren Protest weiter auf die Straße zu tragen.


