Salzburg. Wie gut ist Salzburg vorbereitet, wenn eine Katastrophe eintritt? Diese Frage stand im Zentrum des Salzburger Traumanetzwerktages am 21. November im Unfallkrankenhaus Salzburg, wo Expertinnen und Experten aus Medizin, Militär, Polizei, Feuerwehr und dem Roten Kreuz über reale Bedrohungsszenarien diskutierten – vom Amoklauf bis zur Explosion. Nur einen Tag später folgte der Praxistest: Das UKH Salzburg stellte sich einer groß angelegten Schadensübung, die die Einsatzkräfte an ihre Grenzen führte.
Im Szenario detonierte eine Explosion mit zahlreichen Schwerverletzten. 14 Figuranten simulierten schwerste Traumata, Rettungshubschrauber landeten im Minutentakt, Notärzte strömten in das Krankenhaus. Das Schockraumteam war in nur zwei Minuten vollständig einsatzbereit – ein Wert, der im österreichweiten Vergleich herausragt.
Prim. Dr. Wolfgang Voelckel, ärztlicher Leiter des UKH Salzburg, betonte die Bedeutung eingespielter Abläufe. Die Auswertung zeigt: Durchschnittlich 14 Minuten benötigen die Teams, um Patienten so weit zu stabilisieren, dass ein Ganzkörper-CT durchgeführt werden kann. Im bundesweiten Mittel liegt dieser Wert bei 27 Minuten. Die Übung sollte aber mehr leisten als Routine bestätigen: Alarmierungswege, Triage-Systeme und die interne Kommunikation wurden auf Belastbarkeit geprüft.
Erstmals war ein Verbindungsoffizier des Roten Kreuzes eingebunden – ein entscheidender Vorteil für die Schnittstelle zwischen Klinik und externen Einsatzkräften. Die Triage erfolgte nach dem bekannten Farbschema: Rot für sofortige Behandlung, Gelb für dringlich, Grün für nicht dringend. Parallel wurden zusätzliche Schockraumteams aktiviert und Daten dokumentiert, während der Regelbetrieb uneingeschränkt weiterlief. Dies machte die Übung zu einem echten Stresstest für Personal, Prozesse und Infrastruktur.
Ein Safety Officer wachte darüber, dass die parallele Versorgung regulärer Patienten störungsfrei verlief. Die neue Meldestelle funktionierte zuverlässig, ebenso die elektronische Patientenakte. Das UKH Salzburg, mit jährlich 35.000 ambulanten Fällen, 5.000 stationären Behandlungen, 350 Schockraumeinsätzen und 250 Hubschrauberlandungen, gilt als zentrale Anlaufstelle für Schwerverletzte in Westösterreich und Südbayern.
Das Ergebnis: Die Übung brachte wertvolle Erkenntnisse. Checklisten wurden nachjustiert, Abläufe weiter optimiert. Der Einsatz zeigte, dass im Ernstfall Sekunden über Leben und Tod entscheiden – und dass schnelle Abläufe nur durch regelmäßiges Training, abgestimmte Teams und klare Verantwortlichkeiten entstehen.


