Immer mehr Insolvenzen in Deutschland

Wiesbaden. Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – und sie ist längst kein Randphänomen mehr. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes legten die beantragten Regelinsolvenzen im November um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Damit verdichten sich die Anzeichen, dass die anhaltend schwache Konjunktur zunehmend auf die Substanz vieler Unternehmen durchschlägt.

Besonders deutlich wird der Trend beim Blick auf die ersten drei Quartale des laufenden Jahres. In diesem Zeitraum meldeten die Amtsgerichte insgesamt 18.125 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das entspricht einem Anstieg von 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ein derart hohes Niveau wurde zuletzt im Jahr 2014 erreicht, als von Januar bis September 18.199 Insolvenzen registriert wurden. Für viele Beobachter ist das ein klares Signal, dass sich die wirtschaftliche Lage strukturell verschlechtert hat.

Mit den Insolvenzen gehen erhebliche finanzielle Schäden einher. Die Forderungen der Gläubiger aus den Unternehmenspleiten beliefen sich in den ersten drei Quartalen auf rund 40,1 Milliarden Euro. Zwar liegt dieser Wert unter dem Vorjahresniveau von etwa 45,6 Milliarden Euro, doch bleibt die Summe enorm. Sie verdeutlicht, welche Risiken sich entlang von Lieferketten, bei Banken und im Mittelstand aufbauen.

Besonders krisenanfällig zeigen sich weiterhin bestimmte Branchen. Bezogen auf 10.000 Unternehmen wurden von Januar bis September 2025 durchschnittlich 52,2 Insolvenzen gezählt. Am stärksten betroffen ist der Bereich Verkehr und Lagerei mit 98 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Dahinter folgen das Gastgewerbe mit 79,7 Fällen sowie das Baugewerbe mit 79,4 Insolvenzen. Hohe Kosten, schwache Nachfrage und strukturelle Umbrüche setzen diese Wirtschaftsbereiche besonders unter Druck.

Parallel zur Entwicklung bei den Unternehmen steigt auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. In den ersten drei Quartalen wurden bundesweit 57.824 private Insolvenzen gemeldet – ein Plus von 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allein im September registrierten die Behörden 6.123 Verbraucherinsolvenzen, was einem Zuwachs von 7,9 Prozent entspricht. Auch hier zeigen sich die Folgen hoher Lebenshaltungskosten, unsicherer Einkommen und einer insgesamt angespannten wirtschaftlichen Lage.

Der Ausblick bleibt verhalten. Die deutsche Wirtschaft stagniert, ein spürbarer Aufschwung ist nicht in Sicht. Zwar sollen das Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung sowie weitere Entlastungen für Unternehmen und private Haushalte Impulse setzen, doch diese wirken nach Einschätzung der Wirtschaftsforscher nur mit erheblicher Verzögerung.

Entsprechend haben die Ökonomen des ifo Instituts ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2026 nach unten korrigiert. Statt eines kräftigeren Aufschwungs erwarten sie nur noch ein Miniwachstum von 0,8 Prozent. If o-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser spricht von einer schleppenden Anpassung an den Strukturwandel: Innovationen und neue Geschäftsmodelle setzten sich nur langsam durch und verursachten hohe Anpassungskosten.

Insgesamt zeichnet sich damit ein düsteres Bild ab: Steigende Insolvenzzahlen, hohe finanzielle Verluste und eine nur langsam in Gang kommende wirtschaftliche Erholung belasten Unternehmen wie Verbraucher gleichermaßen. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob politische Maßnahmen ausreichen, um den Negativtrend zu bremsen – oder ob sich die Insolvenzwelle weiter verstärkt.

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