New York. In Filmen wie Ready or Not oder The Menu geraten Superreiche zunehmend ins Visier – nicht nur als dekadente Figuren, sondern als regelrechte Monster, Täter oder Beutetiere. Der Slogan „Eat the Rich“, der ursprünglich der Französischen Revolution zugeschrieben wird, erlebt laut Filmexperte Robin Wooddie ein filmisches Comeback und spiegelt die wachsende Desillusionierung gegenüber kapitalistischen Systemen wider.
Wooddie sieht im aktuellen Horrorfilm-Genre ein Ventil für die gesellschaftliche Klassenwut. Diese Filme würden die abstrakten Strukturen des Kapitalismus in greifbare, oftmals monströse Gestalten übersetzen – eine Form symbolischer Abrechnung mit Privilegien, Reichtum und der Ungleichheit im System. Horrorfilme verwandeln laut Wooddie ökonomische Macht in eine Bedrohung, gegen die sich das Publikum emotional wappnen kann.
Nicht zufällig feiern Zuschauerinnen zunehmend jene Protagonistinnen, die sich – häufig aus der Arbeiterklasse stammend – gegen eine feindselige Elite zur Wehr setzen. Diese Figuren verkörpern einen Widerstand, der im echten Leben oft nicht möglich scheint. Der Horrorfilm wird so zur Bühne für Gerechtigkeitsfantasien, in denen Unterdrückte überleben und symbolisch zurückschlagen.
Die Wiederkehr des Leitsatzes „Fresst die Reichen“ sei kein Zufall, so Wooddie: In Zeiten wachsender sozialer Spaltung, stagnierender Aufstiegschancen und wirtschaftlicher Unsicherheit greifen viele Filmschaffende diese gesellschaftlichen Bruchlinien auf. Der Horrorfilm dient dabei nicht nur der Unterhaltung, sondern wird zu einem politischen Kommentar über Machtverhältnisse – mit Identifikationsfiguren, die sich weigern, vom System verschlungen zu werden.