Glücksspiel erhöht das Suizidrisiko signifikant

Bristol. Glücksspiel ist längst nicht nur ein harmloses Freizeitvergnügen – für viele junge Menschen kann es lebensgefährlich werden. Eine neue Langzeitstudie der University of Bristol zeigt: Wer in jungen Jahren dem Glücksspiel verfällt, hat ein drei- bis viermal höheres Risiko, einen Suizidversuch zu unternehmen. Die Folgen reichen von finanziellen Krisen über psychische Probleme bis hin zum Zerbrechen von Beziehungen.

Klare Datenlage – andere Ursachen ausgeschlossen

Das Forschungsteam begleitete Teilnehmer von Geburt an, um mögliche Störfaktoren auszuschließen. Damit widerlegten die Experten die Annahme, dass Betroffene lediglich aus bereits bestehenden Suizidgedanken heraus ins Glücksspiel flüchten. „Wir konnten eindeutig nachweisen, dass problematisches Glücksspiel selbst ein Auslöser ist“, erklärt Studienautor Olly Bastiani.

Suizidgefahr am höchsten bei 20-Jährigen

Die Forscher nutzten den international anerkannten Problem Gambling Severity Index (PGSI). Besonders alarmierend: Bei 20-Jährigen ist der Zusammenhang zwischen Glücksspiel und Suizidrisiko am stärksten. Schon ein Anstieg des PGSI-Wertes um einen Punkt erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Suizidversuch um 20 Prozent. Wer einen Wert von acht oder mehr erreicht, hat innerhalb von vier Jahren ein vierfach höheres Risiko.

Nächste Generation noch stärker bedroht

Psychologe Philip Newall warnt, dass die Lage künftig noch dramatischer werden könnte: „Unsere Teilnehmer wuchsen in einer Zeit auf, in der Glücksspiel deutlich weniger sichtbar war als heute. Die heutige Generation ist einem viel größeren Risiko ausgesetzt – durch Online-Casinos, Apps und aggressive Werbung.“ Er fordert deshalb schärfere Regeln, insbesondere ein striktes Limit für Glücksspielwerbung.

Enorme gesellschaftliche Kosten

Die Zahlen sind erschreckend: Laut aktuellen Schätzungen wird jedes Jahr in Großbritannien bis zu 496 Suiziden ein direkter Zusammenhang mit Glücksspiel zugeschrieben. Rund jeder fünfte Einwohner ist direkt oder indirekt von den Folgen betroffen. Die ökonomischen Kosten summieren sich auf rund 1,77 Milliarden Pfund (etwa zwei Milliarden Euro) jährlich.

Forderung nach politischem Handeln

Die Studienautoren machen klar: Ohne entschlossene politische Maßnahmen wird sich die Situation weiter zuspitzen. Gefordert werden strengere Kontrollen, Präventionsprogramme für Jugendliche und ein deutlich restriktiverer Umgang mit Glücksspielwerbung. Nur so lasse sich verhindern, dass eine noch größere Zahl junger Menschen in die Abwärtsspirale aus Sucht und Verzweiflung gerät.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert