Vilnius. Der Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius musste erneut den Betrieb einstellen – wieder wegen Ballons, die offenbar für den Schmuggel von Zigaretten aus Belarus genutzt werden. Wie das nationale Krisenmanagementzentrum mitteilte, wurden die Ballons am Sonntag auf dem militärischen Luftraumradar entdeckt. Für den Flughafen ist es nicht der erste Vorfall dieser Art: Bereits mehrfach mussten Starts und Landungen in den vergangenen Wochen gestoppt werden, weil ähnliche Objekte in den kontrollierten Luftraum eindrangen.
Nach Angaben der Behörden handelt es sich meist um Wetterballons, an denen Schmuggelware befestigt ist. Lithaunische Sicherheitskreise sehen in der wiederholten Aktion mehr als nur ein kriminelles Geschäft. Sie werfen dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, die Vorgänge bewusst zu dulden – und werten die Ballonflüge als Teil eines hybriden Angriffs gegen den EU- und Nato-Staat. Grundsätzlich ist die Grenze zwischen beiden Ländern bereits stark gesichert, doch die Ballons umgehen klassische Kontrollpunkte vollständig.
Als Reaktion hat Vilnius bereits mehrere Grenzübergänge geschlossen. Lukaschenko wiederum weist jede Verantwortung zurück und bezeichnet die litauischen Vorwürfe als „verrückten Betrug“. Zwischen beiden Ländern ist das Verhältnis seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ohnehin massiv belastet. Belarus gilt als enger Verbündeter Moskaus und steht in der europäischen Sicherheitsarchitektur zunehmend isoliert.
Die litauische Regierung betont, dass die Sicherheit des Luftraums oberste Priorität habe, weshalb der Flughafen auch diesmal sofort gesperrt wurde. Für Reisende bedeutet dies erneut Verspätungen und Umleitungen, während die Behörden nach Lösungen suchen, um die Ballonflüge künftig früher zu erkennen und zu unterbinden. Eine dauerhafte Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht.


