In einer groß angelegten Aktion ist es Europol und Eurojust gelungen, die IT-Infrastruktur eines europaweit agierenden Betrügerrings lahmzulegen. Unter dem Codenamen „Operation Simcartel“ beschlagnahmten Ermittler Server, zehntausende SIM-Karten und mehrere Luxusfahrzeuge. Der Schaden, den die Gruppe verursacht haben soll, beläuft sich laut Europol auf rund fünf Millionen Euro.
Internationale Ermittler schlagen zu
Im Zuge der Ermittlungen kam es zu fünf Festnahmen, wie Europol am Dienstag mitteilte. Neben der Abschaltung der kriminellen Server wurden 40.000 aktive SIM-Karten und vier Luxusautos sichergestellt. Hauptschauplätze der illegalen Aktivitäten lagen demnach in Österreich und Lettland, unterstützt wurde die Aktion von Ermittlern aus Estland und Finnland.
Betrug auf Knopfdruck
Kernstück der Operation war ein Telekommunikationsnetzwerk, das die Kriminellen aufgebaut hatten. Über dieses System liefen massenhaft betrügerische Anrufe, Phishing-Kampagnen und Fake-Accounts. Nach derzeitigen Erkenntnissen wurden über das Netzwerk mehr als 49 Millionen falsche Nutzerkonten erstellt – unter anderem bei Online-Marktplätzen, Banken und Social-Media-Plattformen.
Von Enkeltrick bis Fakeshop
Die Täter nutzten ihr Netzwerk, um eine Vielzahl klassischer Betrugsmaschen umzusetzen, nämlich Enkeltrick-Anrufe, bei denen sich Täter als hilfsbedürftige Verwandte ausgeben, Fake-Profile auf Verkaufsplattformen, um ahnungslose Käufer zu täuschen, Phishing-Seiten, die täuschend echt offizielle Banken- oder Polizeiseiten imitierten sowie Erpressungsversuche, bei denen Opfer gezielt unter Druck gesetzt wurden.
Bemerkenswert ist, dass andere Cyberkriminelle die Dienste des Netzwerks offenbar kommerziell mieten konnten – über eine professionell gestaltete Website. Damit bot das Kartell quasi einen Service für Betrüger, um deren Machenschaften technisch zu ermöglichen.
Ermittlungen laufen weiter
Derzeit analysieren die Ermittler die umfangreichen Datenmengen und versuchen, das gesamte Ausmaß der illegalen Geschäfte zu erfassen. Europol spricht von einer „hochgradig professionellen und europaweit vernetzten Struktur“, die durch den Zugriff nun erheblich geschwächt sei.
Die Zerschlagung der Gruppe gilt als wichtiger Erfolg im Kampf gegen Cyberkriminalität in Europa – und zeigt zugleich, wie weit digital organisierte Betrugssysteme mittlerweile reichen.