Europäer lehnen Handelszölle mehrheitlich ab

Foto: pixelio.de/Henning Hraban Ramm

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Uppsala. Eine neue wissenschaftliche Untersuchung der Uppsala University zeigt: In Europa gibt es keine breite Unterstützung für Handelszölle – selbst dann nicht, wenn sie als Reaktion auf die protektionistische Handelspolitik der USA unter Donald Trump eingeführt würden. Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Befragung von rund 5.500 Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland und Großbritannien und wurden im renommierten Journal of European Public Policy veröffentlicht.

Mehrheit setzt auf Stabilität statt Vergeltung

Die Studie zeigt deutlich: Europäische Wählerinnen und Wähler wünschen sich Stabilität und internationale Kooperation, nicht wirtschaftspolitische Vergeltungsmaßnahmen. „Selbst in Zeiten globaler Unsicherheit gibt es keine breite Unterstützung dafür, auf den US-Protektionismus mit eigenen Zöllen zu reagieren“, erklärt Michal Grahn, Politikwissenschaftler und Hauptautor der Studie.

Laut Grahn sei die oft vertretene Annahme, eine härtere Handelspolitik sei populär, empirisch nicht haltbar. Stattdessen bevorzugen die Befragten eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und den Schutz bestehender Handelsbeziehungen – selbst wenn andere Länder wie die USA Barrieren errichten.

Bedeutung für die europäische Wirtschaftspolitik

Für die europäische Handelspolitik haben die Ergebnisse erhebliche Konsequenzen. Sie legen nahe, dass protektionistische Maßnahmen in der EU politisch kaum Rückhalt finden und von Wählerinnen und Wählern eher als Gefährdung wirtschaftlicher Stabilität wahrgenommen werden.

Insbesondere in Deutschland, dessen Wirtschaft stark vom Export abhängt, herrsche laut der Studie ein „ausgeprägtes Bedürfnis nach Berechenbarkeit und wirtschaftlicher Kontinuität“. In Großbritannien zeigten sich ähnliche Tendenzen, obwohl das Land seit dem Brexit eine eigenständige Handelspolitik verfolgt.

Kooperation statt Konfrontation

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Europas Bevölkerung keinen „Zollkrieg“ mit den USA will – sondern den Weg der Diplomatie, multilateraler Abkommen und wirtschaftlicher Vernetzung bevorzugt. Für Politiker in Berlin, Brüssel und London sei das ein deutliches Signal: Handelskonflikte sind kein Wahlkampfthema, mit dem sich punkten lässt.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass wirtschaftliche Offenheit und Stabilität weiterhin zentrale Werte in der europäischen Bevölkerung sind“, betont Grahn.

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