Berlin. Während der weltweite Bedarf an Cloud-Services und Künstlicher Intelligenz rapide steigt, hinkt Deutschland beim Ausbau seiner Rechenzentren deutlich hinterher. Laut dem Digitalverband BITKOM wächst die Kapazität hierzulande langsamer als die Nachfrage – im krassen Gegensatz zu den USA und China, die ihre Rechenzentrumsleistung massiv ausbauen. Deutschland kommt aktuell auf eine IT-Anschlussleistung von nur 2,7 Gigawatt, während die USA mit 48 Gigawatt und China mit 38 Gigawatt die Branche dominieren.
BITKOM warnt vor einem weiteren Auseinanderdriften und fordert von der Bundesregierung eine nationale Rechenzentrums-Strategie, um die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands langfristig zu sichern. „Rechenzentren sind das Rückgrat der Digitalisierung“, betont BITKOM-Präsident Ralf Wintergerst.
Der Verband legt einen umfassenden Aktionsplan vor, der insbesondere die Entlastung der Rechenzentren bei den hohen Stromkosten fordert. Diese seien im europäischen Vergleich ein massiver Wettbewerbsnachteil. Zudem müsse der Ausbau der Stromnetzanschlüsse besser koordiniert und beschleunigt werden, um den wachsenden Bedarf zu decken.
Ein weiterer zentraler Punkt: Die aktuellen Planungs- und Genehmigungsverfahren für Rechenzentren dauern in Deutschland deutlich länger als im EU-Durchschnitt – oftmals sechs Monate länger als gesetzlich vorgesehen. BITKOM drängt auf eine schnellere und digitalisierte Verwaltungsabwicklung, um den Standort attraktiver zu machen.
Auch der regulatorische Rahmen muss laut BITKOM angepasst werden. Besonders die deutschen Sonderregelungen im Energieeffizienzgesetz sollten mit europäischen Vorgaben harmonisiert werden. Gleichzeitig sieht der Verband Steueranreize und kommunale Wärmeplanung als Schlüssel, um die Abwärmenutzung von Rechenzentren deutlich zu verbessern und damit nachhaltiger zu gestalten.
Darüber hinaus fordert BITKOM, geeignete Flächen für den Bau neuer Rechenzentren auszuweisen und diese aktiv in regionale Entwicklungspläne einzubinden. Kommunen sollten die Chance erkennen, die mit modernen Rechenzentren verbunden ist, und diese als Teil ihrer Digitalisierungsstrategie fördern.
„Deutschland muss digital souveräner und resilienter werden – das gelingt nur mit einer starken, leistungsfähigen IT-Infrastruktur“, so Wintergerst abschließend.