Berlin. Ein wachsendes Misstrauen gegenüber deutschen Medien: Laut einer aktuellen Umfrage der digitalen Magazinplattform Readly fühlen sich 60 Prozent der Deutschen in der Berichterstattung nicht oder kaum repräsentiert. Nur jeder Zehnte erkennt sich überhaupt in den Medien wieder – ein alarmierendes Signal für die Wahrnehmung von Vielfalt und Repräsentation in der öffentlichen Berichterstattung.
Besonders deutlich fällt die Entfremdung im Osten aus: Rund 70 Prozent der Befragten dort haben das Gefühl, in den Medien keine Stimme zu haben. Im Westen liegt der Wert mit knapp 60 Prozent nur wenig niedriger. Die Ergebnisse spiegeln damit die gesellschaftliche Spaltung wider, die auch im medialen Raum zunehmend sichtbar wird.
Auffällig ist zudem, dass Studierende sich besonders selten repräsentiert fühlen – drei Viertel von ihnen sehen ihre Lebensrealität kaum abgebildet. Gleichzeitig zeigt sich ein klarer Stadt-Land-Gegensatz: Je städtischer und dichter besiedelt eine Region ist, desto häufiger fühlen sich die Menschen in Medien wiedererkannt. In ländlichen Gebieten spielt dagegen der Lokaljournalismus eine entscheidende Rolle für das Vertrauen in die Berichterstattung.
Auch politisch zieht sich die Kritik quer durch alle Lager. Zwar äußern AfD-Wähler besonders stark das Gefühl, von Medien ausgeschlossen zu werden, doch auch Anhänger anderer Parteien teilen diese Wahrnehmung. Für Readly-Geschäftsführerin Marie-Sophie von Bibra ist klar: „Die Ursachen liegen nicht allein in politischer Polarisierung – sondern auch in strukturellen Verzerrungen der Themenauswahl und in algorithmisch verstärkten Wahrnehmungsblasen.“ Die Studie zeigt: Die Verbindung zwischen Medien und Publikum ist fragiler denn je – und verlangt nach einer ehrlichen Debatte über Vielfalt, Nähe und Vertrauen im Journalismus.





