Ottawa/Montréal. Nordamerikanische Videospielanbieter verletzen systematisch Datenschutzgesetze und nutzen die persönlichen Daten von Kindern aus – zu diesem Schluss kommt eine neue Studie unter Leitung von Thomas Burelli von der University of Ottawa. Gemeinsam mit Forschenden der Université du Québec à Montréal (UQAM) und der McGill University analysierte das Team Datenschutzrichtlinien von Spielen, die sich an Kinder unter 13 Jahren (bzw. unter 14 in Quebec) richten. Das Ergebnis ist alarmierend: Die Branche operiere in einem „äußerst undurchsichtigen System“ der Datenerfassung, das gesetzliche Schutzbestimmungen weitgehend ignoriere.
Untersucht wurden 139 Videospiele – darunter kostenlose, Freemium- und Premium-Titel. Laut der Studie verlangen viele Entwickler von Eltern, komplexen und teils widersprüchlichen Datenschutzrichtlinien zuzustimmen. Diese seien oft schwer verständlich und rechtlich zweifelhaft. „Die Studios setzen darauf, dass Eltern die Richtlinien nicht lesen oder sie nicht verstehen“, so Burelli.
Die Forscher warnen vor einem strukturellen Versagen der Selbstkontrolle: „Selbstregulierung funktioniert nicht“, heißt es im Bericht. Studios und Klassifizierungsstellen würden Kinderinteressen beim Datenschutz nicht ausreichend schützen.
Maude Bonenfant, Kommunikationswissenschaftlerin an der UQAM, betont die Gefahr der Täuschung: „Viele Eltern glauben, harmlose Spiele seien sicher. Doch hinter der bunten Oberfläche steckt häufig aggressive Datensammlung.“
Die Wissenschaftler fordern dringende gesetzliche Maßnahmen, um Kinder besser zu schützen – insbesondere, da laut Statistik 39 Prozent der kanadischen Kinder zwischen sechs und 17 Jahren regelmäßig Videospiele nutzen. Die Ergebnisse könnten nun auch juristische Folgen für einzelne Entwickler haben.





