Mutierter Influenza-Virus-Stamm rollt heran

Während in Deutschland die Grippewelle erst langsam anläuft, kämpft Großbritannien bereits seit Ende September mit einer ungewöhnlich früh und stark gestarteten Influenzasaison. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt, dass die aktuelle Grippeperiode in der europäischen Region rund vier Wochen früher begonnen hat als normalerweise – ein ungewöhnlicher, aber nicht beispielloser Verlauf. Entscheidend ist jedoch ein neuer Faktor: Eine bislang kaum verbreitete Influenzavariante des Subtyps A(H3N2), die sogenannte Subklade K, treibt die Verbreitung des Virus in mehreren Ländern massiv an.

Deutschland: Millionen leiden an Atemwegsinfekten

Nach aktuellen Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) waren Ende November etwa 7 Millionen Menschen in Deutschland von akuten Atemwegserkrankungen betroffen – umgerechnet rund 8.400 Erkrankte pro 100.000 Einwohner. Obwohl dieses Niveau hoch, aber für diese Jahreszeit nicht außergewöhnlich ist, zeigt sich ein klarer Trend: Die Zahl der Influenzainfektionen steigt.

Zu den erfassten Atemwegsinfekten zählen neben echter Grippe auch Rhinoviren, grippale Infekte, Bronchitiden sowie SARS-CoV-2. Die Viruslandschaft in Deutschland wird derzeit von Rhinoviren (24 Prozent), SARS-CoV-2 (12 Prozent) und zunehmend auch Influenza-A-Viren (9 Prozent) geprägt. Ab einem Anteil von 10 Prozent spricht das RKI offiziell vom Beginn der Grippesaison – dieser Punkt rückt nun näher.

Neue Influenza-Subklade K: Hohe Ansteckung, keine Hinweise auf schwerere Verläufe

Wissenschaftler beobachten die Subklade K des H3N2-Stamms seit ihrem Auftreten in Australien. Die Variante gilt als besonders ansteckend und hatte dort vor allem Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren getroffen – ein Drittel aller labordiagnostisch bestätigten Fälle entfiel auf diese Altersgruppe. Auch in Großbritannien dominiert die Subklade inzwischen das Infektionsgeschehen.

Virologen gehen davon aus, dass die Fallzahlen auch in Deutschland aufgrund der neuen Variante um bis zu 20 Prozent über dem Niveau einer typischen Grippewelle liegen könnten. Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe gibt es bislang jedoch nicht.

Testen: Was jetzt sinnvoll ist – und was nicht

Zur sicheren Diagnostik ist weiterhin der PCR-Test der Goldstandard. Antigen-Schnelltests und sogenannte Kombi-Tests – die simultan SARS-CoV-2, Influenza A und B sowie RSV nachweisen können – bieten jedoch einen schnellen Überblick. Diese Tests sind in Apotheken erhältlich, auch zur Anwendung bei Kindern ab zwei Jahren.

Fachleute empfehlen den Einsatz insbesondere bei bestehenden Symptomen, nicht jedoch für vorsorgliche Routinechecks. Denn bei Corona etwa kann ein Test erst Tage nach Symptombeginn zuverlässig anschlagen. Personen mit hohem Risiko für schwere Erkrankungen oder solche, die engen Kontakt zu vulnerablen Gruppen haben, sollten bei ersten Beschwerden testen.

Ein positiver Selbsttest sollte immer zur Abklärung in der Arztpraxis führen. Die Diagnose einer Influenzainfektion ist gemäß Infektionsschutzgesetz meldepflichtig – und muss daher durch einen Arzt bestätigt werden.

So schützt man sich jetzt am besten

Experten sind sich einig: Die Grippeimpfung bleibt das wirksamste Mittel, um schwere Verläufe zu verhindern. Ergänzend gelten weiterhin die bekannten Schutzmaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Räume lüften, Husten und Niesen in die Armbeuge sowie das freiwillige Tragen einer Maske bei Symptomen. Die WHO empfiehlt zudem, bei Erkrankung konsequent zu Hause zu bleiben, um die weitere Ausbreitung zu bremsen.

Wer nach drei Tagen weiterhin starke Beschwerden hat oder sich nicht bessert, sollte ärztliche Hilfe suchen.

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