Freiburg. Der Eigenverbrauch von Solarstrom in Deutschland wächst rasanter als je zuvor. Wie neue Auswertungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE zeigen, hat sich die Menge des selbst genutzten PV-Stroms innerhalb weniger Jahre vervielfacht. Während Anlagenbetreiber 2012 nur rund 0,25 Terrawattstunden eigenverbrauchten, stieg der Wert bis 2020 moderat auf 3,55 TWh an. Danach beschleunigte sich der Trend deutlich: 2022 lag der Eigenverbrauch bereits bei 5,57 TWh, 2023 bei 8,20 TWh.
Für das Jahr 2024 melden die Forschenden nun einen Sprung auf 12,28 TWh. Das bedeutet, dass inzwischen 17 Prozent der gesamten Nettostromerzeugung aus Photovoltaik direkt in Haushalten und Betrieben genutzt werden – ein spürbarer Anstieg gegenüber dem Vorjahr, das bei 13 Prozent lag. Nach Angaben von ISE-Datenexperte Tobias Reuther zeigt die Entwicklung, wie sehr die Eigenversorgung zum festen Bestandteil der Energiewende geworden ist.
Die Gründe für den Anstieg liegen vor allem in den hohen Strompreisen und dem massiven Erfolg von Batteriespeichern. Immer mehr Haushalte setzen auf eigene Energiereserven, da sich gespeicherter Solarstrom vor allem in Kombination mit Wärmepumpen oder Elektroautos wirtschaftlich besonders lohnt. Gleichzeitig entlastet der steigende Eigenverbrauch die Stromnetze, da Lastspitzen reduziert und lokale Energieflüsse stabilisiert werden. ISE-Abteilungsleiter Christoph Kost betont daher den doppelten Nutzen: private Einsparungen und ein systemischer Vorteil für die Netzstabilität.
Die Datengrundlage der Analyse ist umfassend. Die Forschenden nutzten Informationen aus dem Marktstammdatenregister und den Übertragungsnetzbetreibern und ordneten den deutschen PV-Anlagenbestand nach Inbetriebnahmejahr, Leistungsklasse und Anlagentyp. Auf dieser Basis entwickelten sie detaillierte Schätzungen für 44 verschiedene Verbrauchsgruppen, um das reale Eigenverbrauchsverhalten möglichst präzise abzubilden.
Die Zahlen zeigen eine klare Richtung: Der selbst genutzte Solarstrom wird zu einem zentralen Baustein der Energiewende – und dürfte angesichts der technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter stark wachsen.


