Fossile Industrien liefern leere Versprechen

Foto: pixabay.com/Janusz Walczak

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Barcelona/London/Lausanne. Die großen Kohle-, Öl- und Gasunternehmen der Welt tragen kaum zur globalen Energiewende bei – trotz vollmundiger Bekenntnisse zum Klimaschutz. Das zeigt eine neue Studie der Universitat Autònoma de Barcelona, die in der Fachzeitschrift Nature Sustainability veröffentlicht wurde. Die Analyse kommt zu einem klaren Ergebnis: Die fossile Energiebranche ist für nur 1,42 Prozent der weltweiten Projekte im Bereich erneuerbare Energien verantwortlich.

Fossile Konzerne bleiben hinter ihren Zusagen zurück

Die Untersuchung basiert auf Daten des Global Energy Monitor und umfasst die 250 größten Öl- und Gasproduzenten der Welt, die gemeinsam 88 Prozent der globalen Kohlenwasserstoffproduktion verantworten. Von diesen Konzernen ist nur jedes fünfte Unternehmen überhaupt an Projekten für Wind-, Solar-, Wasser- oder Geothermieenergie beteiligt – und meist nur in sehr begrenztem Umfang.

Insgesamt wurden 3.166 Projekte identifiziert, an denen fossile Energieunternehmen direkt oder indirekt beteiligt sind – ein verschwindend kleiner Anteil gemessen an ihrem globalen Einfluss. Besonders deutlich zeigt sich der Widerspruch in der Energieverteilung: 99,9 Prozent der Energieproduktion dieser Firmen stammen weiterhin aus Kohle, Öl und Gas, während lediglich 0,1 Prozent auf erneuerbare Quellen entfällt.

Grüne Rhetorik, fossile Realität

Die Autoren der Studie sehen darin einen krassen Widerspruch zwischen Anspruch und Realität. Während große Konzerne mit Nachhaltigkeitskampagnen und Klimazielen werben, bleibt ihr tatsächlicher Beitrag zur Dekarbonisierung minimal.

„Nach Jahrzehnten leerer Versprechungen ist es an der Zeit, dass Regierungen, Universitäten und öffentliche Institutionen erkennen, dass die fossile Brennstoffindustrie Teil des Problems und nicht der Lösung der Klimakrise ist“, sagt Marcel Llavero-Pasquina, Mitautor der Studie.

Auch Julia Steinberger, Umweltökonomin an der Universität Lausanne, die an der Studie nicht beteiligt war, äußert scharfe Kritik: „Trotz ihrer grünen Slogans scheitern die Konzerne völlig bei der Umstellung auf saubere Energie.“

Symbolische Klimaziele statt echter Transformation

Laut der Denkfabrik Zero Carbon Analytics haben zwar rund ein Viertel der 100 größten Öl- und Gasunternehmen eigene Emissionsziele für 2030 formuliert – im Schnitt sollen die Treibhausgasemissionen um 43 Prozent gesenkt werden. Doch die neue Studie zeigt, dass diese Versprechen kaum in konkrete Projekte münden.

Statt massiver Investitionen in Solarparks oder Windfarmen konzentrieren sich die meisten Unternehmen weiterhin auf fossile Expansion – teils sogar mit neuen Explorationsprojekten.

Forderung nach politischem Kurswechsel

Die Forschenden fordern deshalb einen klaren politischen Richtungswechsel: Staaten sollten sich nicht länger auf die Eigenverantwortung der fossilen Industrie verlassen, sondern klare gesetzliche Vorgaben und Investitionsanreize für erneuerbare Energien schaffen. Nur so lasse sich der globale Temperaturanstieg auf ein beherrschbares Maß begrenzen.

Die Ergebnisse entlarven die oft wiederholte Selbstdarstellung der Energiebranche als „Partner im Klimaschutz“ als PR-Strategie ohne Substanz – und zeigen, dass die Energiewende nicht von den fossilen Konzernen, sondern trotz ihrer Blockadehaltung vorangetrieben werden muss.

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