Dürren schädigen Graslandschaften massiv

Foto: pexels.com/Tomás Asurmendi

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Innsbruck. Wiederkehrende Dürreperioden setzen den Ökosystemen der Erde zunehmend zu. Eine neue internationale Studie unter Beteiligung der Universität Innsbruck zeigt nun, dass sich Gras- und Strauchlandschaften nach extremen Trockenphasen deutlich langsamer erholen – mit gravierenden Folgen für den globalen Kohlenstoffkreislauf. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Science veröffentlicht.

Langzeitfolgen für die Vegetation

Die Forschenden führten auf sechs Kontinenten umfangreiche Experimente durch, um zu messen, wie Pflanzen auf langanhaltende Trockenheit reagieren. Das Ergebnis ist alarmierend: Nach vier Jahren extremer Dürre sank die Produktivität der Vegetation im Durchschnitt auf weniger als die Hälfte des Ausgangsniveaus. Konkret war sie 2,5 Mal geringer als im ersten Trockenjahr.

Während sich Ökosysteme nach moderaten Trockenphasen oft stabilisieren konnten, führten wiederkehrende Extremdürren zu einem massiven Rückgang der Biomasseproduktion – also der Fähigkeit der Pflanzen, Kohlenstoff zu binden und neues Wachstum zu erzeugen.

Da Gras- und Strauchlandschaften rund 40 Prozent der Erdoberfläche bedecken, hat dieser Rückgang direkte Auswirkungen auf den Kohlenstoffhaushalt der Erde. Eine geringere Pflanzenproduktivität bedeutet, dass weniger CO₂ aus der Atmosphäre aufgenommen wird – ein Effekt, der den Klimawandel weiter verstärken kann.

Dürreintensität nimmt deutlich zu

„Wir beobachten bereits heute, dass Dürreereignisse häufiger und intensiver auftreten“, erklärt Michael Bahn, Ökologe an der Universität Innsbruck und Mitautor der Studie. Besonders betroffen seien trockene Regionen im Osten und Süden Europas sowie Teile der Alpen, etwa im Tiroler Oberland.

Auch bei gleichbleibenden Niederschlagsmengen trocknen Böden zunehmend aus – eine Folge steigender Temperaturen und höherer Verdunstung. Damit geraten viele Ökosysteme an ihre Belastungsgrenze.

Direkte Folgen für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit

Die Konsequenzen sind nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial spürbar. Sinkende Pflanzenproduktivität bedeutet ein höheres Risiko von Ernteausfällen und bedroht damit Landwirtschaft und Ernährungssicherheit.

„Je besser es gelingt, den Temperaturanstieg zu begrenzen, desto geringer wird das Risiko häufiger und intensiver Dürreperioden“, betont Bahn. Klimaschutz sei daher nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Schutzinstrument, um die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen zu erhalten.

Wissenschaft fordert Anpassungsstrategien

Die Studienautorinnen und -autoren fordern, dass Politik und Wirtschaft die Langzeiteffekte wiederkehrender Dürren stärker berücksichtigen. Neben konsequentem Klimaschutz seien auch regionale Anpassungsmaßnahmen nötig – etwa effizientere Wasserbewirtschaftung, eine Anpassung landwirtschaftlicher Praktiken und der Schutz natürlicher Vegetationsflächen, die als Kohlenstoffspeicher dienen.

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