Juneau. Die Reste des Taifuns „Halong“ haben im Westen Alaskas eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Besonders betroffen sind die abgelegenen Dörfer Kwigillingok und Kipnuk, wo Sturmfluten ganze Häuser fortspülten und zahlreiche Menschen um ihr Leben kämpften. Nach Angaben der Polizei wurde mindestens eine Frau getötet, zwei Personen gelten als vermisst.
Über 50 Bewohner mussten von der US-Küstenwache gerettet werden – viele von ihnen saßen auf ihren Hausdächern fest, nachdem die Wassermassen ihre Häuser überflutet hatten. „Die Lage ist absolut katastrophal“, sagte Küstenwachen-Offizier Christopher Culpepper.
In den betroffenen Dörfern, in denen überwiegend indigene Gemeinschaften leben, herrschen dramatische Zustände: Zahlreiche Häuser sind zerstört, Öfen und Stromleitungen beschädigt. Immer wieder fällt der Strom aus – eine gefährliche Situation angesichts des bevorstehenden Winters. In den örtlichen Schulen wurden Notunterkünfte eingerichtet, doch auch dort drohen Lebensmittel zu verderben, weil die Tiefkühler ausfallen.
Die 42-jährige Bewohnerin Jamie Jenkins berichtete der Nachrichtenagentur AP: „Der Sturm war der schlimmste, den wir je erlebt haben.“ In ihrem Heimatort Napakiak mussten viele Dorfbewohner in Boote steigen, um sich in der Schule in Sicherheit zu bringen.
Klimawandel als stille Katastrophe
Der Sturm verdeutlicht, wie stark der Klimawandel bereits die arktischen Regionen Nordamerikas trifft. Erosion, auftauender Permafrost und steigende Meeresspiegel bedrohen ganze Dörfer an Alaskas Küsten. Schon 2022 hatte ein Bericht des Justizinstituts von Alaska den Bewohnern von Kwigillingok empfohlen, langfristig eine Umsiedlung in höher gelegene Gebiete in Betracht zu ziehen. Damals hieß es, Überschwemmungen in den flachen Regionen würden zunehmend „häufiger und verheerender“.
Nun scheint sich diese Warnung auf tragische Weise bestätigt zu haben. Während Rettungsteams noch immer nach den Vermissten suchen, beginnt für die Überlebenden ein Kampf gegen Kälte, Wassermangel und den Verlust ihrer Heimat – ein Schicksal, das viele Küstengemeinden Alaskas bald teilen könnten.


