Drohnenschwärme über Kiel und Rostock

Foto: Isderion/CC BY-SA 3.0

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Unbekannte Drohnen sorgen in Nordeuropa und Deutschland zunehmend für Alarm. In Schleswig-Holstein wurden zuletzt mehrere verdächtige Fluggeräte gesichtet, die gezielt über sensible Bereiche flogen – darunter das Gelände der Thyssenkrupp-Werft, die Raffinerie in Heide, ein Kraftwerk sowie der Nord-Ostsee-Kanal. Auch das Gelände des Landtags und die Universitätsklinik in Kiel wurden überquert.

Drohnenverbund mit Mutterdrohne

Laut einem internen Behördenvermerk, aus dem der Spiegel zitiert, handelte es sich nicht um Einzelflüge, sondern um koordinierte Drohnenschwärme. Die Beamten beobachteten sogar eine „Mutterdrohne“, die kleinere Geräte steuerte. Diese bewegten sich in parallelen Bahnen – offenbar, um Strukturen am Boden zu vermessen.

Spionageverdacht erhärtet sich

Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) bestätigte, dass wegen Spionageverdachts ermittelt werde. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem klaren Versuch, die Bevölkerung zu verunsichern und kritische Infrastruktur zu destabilisieren: „Das ist Teil hybrider Kriegsführung – so wie Desinformation, Sabotage und Cyberangriffe.“

Mehrere Vorfälle in Norddeutschland und Skandinavien

Nicht nur in Kiel kam es zu Drohnenalarmen: In Rostock wurden über dem Überseehafen gleich mehrere Flugobjekte in Schwarmformation gesichtet, auch über einem Bundeswehrstandort in Mecklenburg-Vorpommern. In Skandinavien mussten Flughäfen in Dänemark und Norwegen wegen Drohnensichtungen sogar zeitweise geschlossen werden. Die dänische Regierung reagierte sofort und verhängte ein landesweites Verbot für zivile Drohnenflüge – zunächst bis Freitag.

Bundeswehr soll stärker eingebunden werden

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert angesichts der Vorfälle eine Ausweitung der Bundeswehr-Befugnisse im Inland. Diese solle die Polizei bei der Drohnenabwehr unterstützen. Erst kürzlich trainierte die Bundeswehr beim Manöver Red Storm Bravo in Hamburg den Einsatz der Drohnenabwehrplattform Argus Interception, die feindliche Geräte mit Netzen vom Himmel holt.

Verdacht richtet sich nach Moskau

Wer hinter den Angriffen steckt, ist unklar. Doch in Sicherheitskreisen besteht der Verdacht, dass Russland die Aktionen steuert – als Teil einer Strategie, die europäische Staaten durch gezielte Angriffe auf Infrastruktur und Öffentlichkeit zu destabilisieren.

Die Sicherheitsbehörden sehen sich vor einer neuen Dimension der Bedrohung: Drohnen, die nicht nur stören, sondern strategisch wichtige Anlagen ausspionieren – mitten in Deutschland.

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