Barcelona. Die Menschheit zahlt jährlich Billionen für ihre eigene ökologische Zerstörung. Öffentliche Subventionen in Sektoren wie Landwirtschaft, Fischerei, Bergbau und fossile Energie heizen nicht nur den Klimawandel an, sondern gefährden auch massiv die Biodiversität und die globale Gesundheit. Davor warnt die Umweltforscherin Victoria Reyes-García von der Autonomen Universität Barcelona – und spricht von einem „katastrophalen Fehlanreiz“.
Laut einer aktuellen Analyse summieren sich die weltweiten Subventionen für umweltschädliche Wirtschaftsbereiche jährlich auf 1,7 bis 3,2 Billionen US-Dollar. Die damit ausgelösten ökologischen Schäden übersteigen diesen Betrag jedoch um ein Vielfaches: Sie verursachen jährlich Verluste in Höhe von 10,5 bis 22,6 Billionen Dollar – etwa durch Treibhausgasemissionen, Entwaldung, Bodenverschlechterung oder Wasserverschmutzung.
Schädliche Subventionen: Klimakiller mit Ansage
Insbesondere die staatliche Förderung fossiler Energien hat laut Reyes-García verheerende Folgen. Eine Abschaffung könnte die weltweiten CO₂-Emissionen um bis zu 43 Prozent senken. Zudem würden jährlich 1,6 Millionen vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung verhindert. Auch die Landwirtschaft trägt mit Subventionen erheblich zur Umweltbelastung bei – durch Nitratbelastung des Grundwassers, Methanemissionen und eine Übernutzung der Böden.
Naturverlust trifft Wirtschaft mit voller Wucht
Doch nicht nur die Umwelt leidet. Auch wirtschaftlich seien die Folgen dramatisch: Der Verlust sogenannter „Naturleistungen“ – etwa durch das Verschwinden von Bestäubern oder Überfischung – könnte das globale Bruttoinlandsprodukt bis 2030 um 2,7 Billionen Dollar schrumpfen lassen. In Großbritannien könnte der Rückgang laut der Studie sogar bis zu zwölf Prozent des BIP ausmachen.
Infrastruktur und Bergbau: Biodiversität unter Druck
Auch Infrastrukturprojekte wie neue Straßen oder Bewässerungsanlagen führen häufig zum Verlust von Ökosystemen. Gleichzeitig wird ein Großteil des metallurgischen Bergbaus in artenreichen Regionen betrieben. Etwa 80 Prozent dieser Aktivitäten finden in ökologisch sensiblen Gebieten statt – mit langfristigen, oft irreversiblen Auswirkungen auf Flora und Fauna.
Besonders besorgniserregend: 2024 flossen 175 Milliarden Dollar an Subventionen in die Forstwirtschaft – trotz massiver Entwaldung, die allein 2023 rund 6,4 Millionen Hektar tropischen Regenwald kostete. „Wir subventionieren die Axt am eigenen Ast“, so Reyes-García.
Politische Kehrtwenden zeigen Alternativen auf
Doch es gibt Hoffnung: Einige Länder zeigen, dass es auch anders geht. Neuseeland hat Fischereisubventionen gestrichen und setzt stattdessen auf nachhaltige Anreizsysteme. Sambia fördert klimafreundliche Landwirtschaft, und England vergütet Landwirte für den Schutz von Ökosystemleistungen.
„Diese Beispiele belegen, dass eine Neuausrichtung der öffentlichen Gelder nicht nur möglich, sondern dringend notwendig ist“, betont Reyes-García. Das derzeitige Wirtschaftsmodell sei weder zukunftsfähig noch gerecht. Eine systematische Transformation sei unumgänglich – im Interesse künftiger Generationen.
Ein blinder Fleck bleibt: Ernährungssicherheit
Allerdings bleibt ein kritischer Aspekt weitgehend ausgeklammert: die Auswirkungen eines Subventionsstopps auf die weltweite Ernährungssicherheit. Gerade in vielen Ländern des globalen Südens sichern Agrarsubventionen das Überleben von Millionen. Die Herausforderung wird daher sein, ökologische Reformen mit sozialer Gerechtigkeit zu verknüpfen – ohne neue Krisen auszulösen.
Fazit: Die aktuelle Subventionspolitik gleicht einer Investition in den ökologischen Bankrott. Doch es gibt Wege aus der Krise – sie erfordern politischen Mut, globalen Schulterschluss und eine neue Wertschätzung für die Natur als Lebensgrundlage.