Gadertal. Der Fund eines verstümmelten Wolfs im Naturpark Fanes-Sennes-Prags hat in Südtirol eine Welle der Fassungslosigkeit ausgelöst. Wanderer stießen in dem Schutzgebiet auf den illegal getöteten Kadaver, dem Kopf, Pfoten und Schwanz entfernt worden waren – typische Trophäenteile, die auf ein gezieltes, brutales Vorgehen hindeuten. Die Ermittlungsbehörden sprechen von einem „besonders grausamen Akt“ und haben unverzüglich ihre nächtlichen Patrouillen verstärkt.
Während die Fahndung nach dem unbekannten Täter lief, weitete die Staatsanwaltschaft ihre Maßnahmen aus. Eine Hausdurchsuchung im Gadertal führte die Carabinieri zu einem Geländewagen, in dem ein umfangreiches und hochmodernes Waffenarsenal lag. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen waren die Waffen schussbereit, teilweise mit durchgeladenen Patronen, zudem fanden die Beamten einen Schalldämpfer, Nachtsicht- und Wärmebildgeräte sowie mehrere Funkgeräte. Die Ausstattung deutet auf professionell organisierte Wilderei hin.
Der festgenommene Mann soll zwar nicht unmittelbar mit dem verstümmelten Wolf in Verbindung stehen, doch weitere Entdeckungen auf seinem Grundstück erhärten den Verdacht eines systematischen Vorgehens. Drei frisch geschossene Alpendohlen – eine streng geschützte Art – sowie Häute von Huftieren mit klar sichtbaren Einschusslöchern sprechen nach Einschätzung der Behörden für ein umfassendes illegales Jagdnetz. Bereits im vergangenen Jahr war im Isartal ein Wilderer aktiv, der ebenfalls mit militärisch anmutender Ausrüstung operierte.
Die Ermittler äußerten deutliche Betroffenheit über den Eskalationsgrad der Gewalt. „Oft erschreckt die Brutalität des Menschen mehr als die Furcht vor dem Wolf“, kommentierten die Carabinieri. Das Landesforstkorps arbeitet eng mit der Polizei zusammen, um weitere Taten zu verhindern und ein klares Signal der Nulltoleranz zu setzen. Alle sichergestellten Waffen und Geräte werden derzeit kriminaltechnisch untersucht.
Der jüngste Fall reiht sich in eine Serie verstörender Vorfälle ein. Erst Ende September entdeckten Gemeindearbeiter in Fondo die abgezogene Haut eines etwa einjährigen Bärenjungen – sorgfältig entfernt und zusammengerollt unter einer Rutsche in einem öffentlich stark frequentierten Spielplatz. Die Ermittler schließen nicht aus, dass es sich um dieselbe Tätergruppe handeln könnte, auch wenn bislang kein direkter Zusammenhang belegt ist.
Die Behörden verstärken nun ihre Präsenz in sensiblen Naturgebieten. Die Serie brutaler Wildereifälle gilt als Weckruf, die Schutzmaßnahmen für Wildtiere deutlich zu verschärfen.


