Verstöße von Unternehmen lohnen sich oft

Madison/Stanford. Unternehmen sparen am falschen Ende – und profitieren dennoch. Zu diesem Ergebnis kommen die Wirtschaftswissenschaftler Anat Admati und Paul Pfleiderer von der Stanford Graduate School of Business sowie Nathan Atkinson von der University of Wisconsin-Madison. Ihr Befund: In vielen Fällen ist es für Firmen billiger, Regeln zu brechen und mögliche Strafen zu akzeptieren, als in Sicherheit und Prävention zu investieren.

Ein drastisches Beispiel: Der verheerende Waldbrand von 2018 in Kalifornien, bei dem 85 Menschen starben. Ursache waren marode Stromleitungen des Energieversorgers Pacific Gas & Electric (PG&E). Zwar bekannte sich das Unternehmen schuldig und zahlte die Höchststrafe von 3,4 Millionen Dollar. Doch umgerechnet bedeutete das weniger als 42.000 Dollar pro Todesopfer – deutlich günstiger, als Leitungen rechtzeitig zu modernisieren.

Die Forscher kritisieren, dass das Leitbild der Gewinnmaximierung in der Unternehmensführung häufig im Widerspruch zum gesellschaftlichen Wohl stehe. „Ökonomen nehmen oft an, dass jede Aktivität, die den Markt übersteht, der Gesellschaft nützt. Dass Firmen für Profit bewusst Schaden anrichten können, wird kaum in Betracht gezogen“, so Admati.

Das entwickelte Modell der Ökonomen zeigt: Solange Strafen niedrig angesetzt sind, haben sie kaum abschreckende Wirkung. Höhere Strafen könnten zwar den Druck erhöhen – doch auch das reiche nicht immer. Firmen setzten auf aktienbasierte Boni oder Versicherungen, um Manager von den Folgen von Fehlentscheidungen abzuschirmen. Selbst Insolvenzen könnten genutzt werden, um Verantwortung abzuwälzen.

Atkinson fordert daher ein radikales Umdenken: „Strafen müssen so gestaltet sein, dass sie wirklich abschrecken. Sonst bleibt Regelbruch für Unternehmen eine lohnende Strategie.“

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